Episode 60 – Im Gespräch mit Michael Habighorst

Radikal weg – Wenn der Chef ein Jahr weg ist und das Unternehmen dennoch funktioniert. In dieser Episode spreche ich mit dem Unternehmensberater Michael Habighorst, der das Projekt begleitet hat und gemeinsam mit dem Chef des Solinger Unternehmens das Buch „Radikal weg“ geschrieben hat. Dieses Buch hat mich u.a. sehr begeistert, weil es zwei Bereiche aus meinem Leben zusammenbringt. Welche das sind, erfährst du in der Episode. Als Chef ein Jahr weg zu sein ist möglich. Wir sprechen darüber welche Rahmenbedingungen dazu gehörten, die es dem Chef ermöglichten seien Traum zu leben und gleichzeitig das Überleben des Unternehmens gewährleistet.

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Inhalt der Episode

Radikal weg – Wenn der Chef ein Jahr weg ist und das Unternehmen dennoch funktioniert. In dieser Episode spreche ich mit dem Unternehmensberater Michael Habighorst, der das Projekt begleitet hat und gemeinsam mit dem Chef des Solinger Unternehmens das Buch „Radikal weg“ geschrieben hat.
Dieses Buch hat mich u.a. sehr begeistert, weil es zwei Bereiche aus meinem Leben zusammenbringt. Welche das sind, erfährst du in der Episode.
Als Chef ein Jahr weg zu sein ist möglich. Wir sprechen darüber welche Rahmenbedingungen dazu gehörten, die es dem Chef ermöglichten seien Traum zu leben und gleichzeitig das Überleben des Unternehmens gewährleistet.
Sowohl in der Firma als auch auf dem Segelboot war Veränderung ein permanenter Begleiter. Es ist wie so oft, man macht Pläne und dann kommt alles anders. Du erfährst in dieser Episode was der 24 Stunden Schleifservice in der Solinger Firma Robuso gemeinsam hat mit der Atlantiküberquerung des Chefs mit seiner Familie? Wie Veränderungsbereit sind die Mitarbeitenden und die Crew auf dem Schiff?
Wir stellen die Frage, woran man den Erfolg dieses Projektes bemessen kann.
In dieser Episode erfahren wir von der Lernreise des Beraters, der die drei Führungskräfte in diesem herausfordernden Jahr begleitet hat.
In einer weiteren Episode werde ich mit Christian Pukelsheim sprechen und wir werden seine Sicht auf dieses Jahr erfahren.

Hier der Link zum Buch https://mentoren-verlag.de/werke/radikal-weg-das-buch/

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Maike Lenz-Scheele

Transkript zu dieser Episode

Transkript der Episode

Veränderungen entschlüsseln – für mehr Erfolg und Gesundheit Lenz 4 Business – der Podcast für Menschen und Organisationen von und mit Maike Lenz-Scheele.

Hallo und herzlich willkommen! Ich spreche heute mit Michael Habighorst. Er ist Unternehmer und unterstützt produzierende mittelständische Unternehmen, ihre Produktivität nachhaltig zu steigern sowie ihre Organisation weiterzuentwickeln. Darüber hinaus berät er Inhaber und Inhaber innen sowie Führungskräfte darin, ihre persönlichen Freiräume zu vergrößern, indem er ihnen unter anderem zeigt, wie sie mehr Zeit bekommen, um an ihrem Unternehmen zu arbeiten. Das ist der Text, der auf der Rückseite dieses Buches steht, da hinten drauf. Und das ist das Buch, was Michael Habighorst zusammen mit Christian Pukelsheim geschrieben hat, was mich total begeistert hat und warum ich ihn gefragt habe, ob er heute in meinem Podcast ist. Hallo Michael.

Hallo Maike, vielen Dank für die Einladung.

Ja, ich bin aus ganz vielen Gründen begeistert von diesem Buch. Zum einen, weil es zwei Lebensbereiche bei mir zusammenbringt Es bringt das Segeln und die Unternehmensberatung und Training und Coaching zusammen. Und diese beiden Dinge sind Teil meines Lebens. Und da gibt es also Menschen, die sich da auch mit beschäftigen. Das finde ich schon mal super.

Ja. Jetzt segele ich nicht, aber den Rest teile ich dann auch.

Ja, und in dem Buch der Untertitel ist auch sehr interessant. Der heißt, wenn der Chef ein Jahr Auszeit nimmt und das Unternehmen dennoch funktioniert. Und dass das funktioniert hat, daran hast du ja auch entscheidenden Anteil. Und ich würde dich bitten, als erstes vielleicht mal so deine Rolle in dieser ganzen Geschichte kurz zu erklären.

Ja, gerne, damit man so das Gesamtsetting auch nachvollziehen kann. Also wie du ja schon gesagt hast, ich arbeite, arbeite als Berater und ich bin vor mittlerweile drei Jahren mit dem Christian in Kontakt gekommen und ich selber bin damals 2016 mit dem Fahrrad vom Freiburg zum Nordkap und zurück gefahren und habe darüber mein erstes Buch veröffentlicht. Und in diesem Buch ziehe ich die Parallelen zwischen einer Radtour und dem Thema Lean Management und Agilität. Und über dieses Buch bin ich mit dem Christian wie gesagt in Kontakt gekommen und habe bei ihm im Unternehmen das erste Projekt in Richtung Produktion Produktivitätssteigerung gemacht. Und er hatte mich schon ganz gezielt angesprochen, weil er selber im Hinterkopf damals schon auch die Idee hatte, selber eine längere Auszeit zu nehmen. Und dann hat er mich eingeweiht und mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ihn im Vorfeld zu begleiten. Und das war eigentlich dann der Hauptteil. Seine Führungsmannschaft, die während seiner seiner Abwesenheit das Unternehmen führen sollten. Eigenständig. Ob ich mir vorstellen könnte, die zu begleiten und als Sparringspartner zur Verfügung zu stellen. Und das war auch meine Rolle in dem in diesem Projekt wirklich den Führungskräften zur Seite zu stehen. Also ich war kein Interimsmanager, auch kein, wie ich es immer ganz gerne nenne, auch kein verkappter Interimsmanager, weil ich während dieses Jahres, wo der Christian unterwegs war, keinerlei Kontakt hatte zum Christian, also weder beruflich noch privat. Auch wenn es mich immer so ein bisschen unter den Nägeln gebrannt hat, dass sie mich natürlich schon interessiert hat, wo er gerade unterwegs ist und wie es so läuft. Aber auch das habe ich mir verkniffen und somit war ich wirklich ein Begleiter, Sparringspartner, Berater für die drei Führungskräfte.

Ja vielleicht noch so zum Drumherum. Ein Jahr wollte Christian weg aus seinem Unternehmen und es gibt drei Führungskräfte, die vorher schon auch Führungskräfte waren. Und dies sollten das übernehmen. Die Leitung für dieses Jahr. Ist das richtig?

Ja, bis auf der eine Satz. Also Sie waren damals noch nicht so Führungskräfte in dem Sinne. Also zwei von den heutigen Führungskräften und auch Prokuristen mittlerweile, die sind wirklich im Unternehmen groß geworden, die haben ihre Ausbildung im Unternehmen gemacht. Und nachdem Christian so für sich einmal diese Idee quasi geboren hatte, nämlich dass er diese Auszeit nehmen möchte, dann hat er gezielt einmal die beiden, die schon seit der vier, seit ihrer Ausbildung im Unternehmen sind und auch den seinen Finanzchef da hinzubringen, dass sie in der Lage sind, das Unternehmen zu führen und hat sie im Vorfeld schon zu Führungskräften gemacht und hat dann mit ihnen zusammen quasi schon ein Fundament aufgebaut. Aber ohne dass die das wussten, wo es wo die Reise wirklich hingehen sollte.

 

Hm, okay, also ein langer Plan, der dem zugrunde liegt.

 

Also Christian selber hatte die Idee fünf Jahre bevor er losgesegelt ist. Und hatte aber nur seine Frau. Seine Frau ist eigentlich die begeisterte Seglerin und seine Frau und er wusste natürlich Bescheid. Die Eltern von den beiden und die, also Christian und seine Frau, die haben noch drei Kinder. Die drei Kinder waren noch nicht involviert, weil die noch einige im Kindergarten, die anderen sind schulpflichtig. Sie hatten immer Sorge, dass das dann durch irgendwie ja wie das so ist bei kleinen Kindern, dass die sich dann mal ein bisschen verplappern. Und deswegen wussten auch die nicht Bescheid. Und ich war im Prinzip ja der fünfte oder sechste, der mit eingeweiht worden ist und die das Öffentlichen öffentlich gemacht hat. Der Christian hat das ungefähr etwas über ein Jahr vor seiner Abreise getan. Und da wurden auch erst die drei Führungskräfte von seiner Idee und von seinem Plan informiert.

 

Das heißt der dritte, der neu zur Führungskraft wurde. Das war der aus der Produktion. Ist das richtig?

 

Nee, also der aus der Produktion. Der Roman hat schon eine Ausbildung gemacht in dem Unternehmen. Der Stefan, der Kaufmann oder der Vertriebsleiter, nicht der Kaufmann, der Vertriebsleiter, der hat auch eine Ausbildung gemacht im Unternehmen. Die beiden sind zur Führungskraft gemacht worden bzw zum Prokuristen. Und der Jörg? Der ist aus einem anderen Unternehmen irgendwann zu der Firma gekommen. Und ihn hat er auch gefragt, ob er Prokura oder als Prokurist im Unternehmen sein möchte.

 

Das war dann der Finanzmensch.

 

Genau. Der Jörg ist der Finanzer. Mhm.

 

Genau. Also die drei, die das Ganze dann in der Hand gehalten haben für dieses Jahr. Ein Finanz Finanzer, ein Vertriebler und einer, der für die Produktion zuständig ist.

 

Genau das war das Führungstrio, die quasi ja, in dem die gesamte Verantwortung für das Unternehmen übergeben worden ist.

 

Und das wirklich Besondere ist, Du hast das eben schon mal angesprochen, Auch du hast dich zurückgehalten und hast keinen Kontakt aufgenommen. Das Besondere war wirklich, dass kein Kontakt im Sinne von hin und her sein sollte. Also es wurde eine monatlicher Onepager gemacht von jedem von den dreien, um zu informieren.

 

Einer zusammen.

 

Einer zusammen sogar. Ja, ja.

 

Also das war schon. Diese Information war schon auf ein Minimum reduziert. Auf allen Ebenen. Das war. Das war genau Christian sein Wunsch. Er wollte ja. Er wollte ja eine Auszeit nehmen. Er wollte ja einfach mal ein Jahr lang quasi ja machen können, was er möchte und wollte wirklich die Verantwortung abgeben. Und das war sein großer Traum. Wie schaffe ich es, als Unternehmer, als Inhaber von einem Unternehmen und Geschäftsführer von einem Unternehmen die Verantwortung wirklich an meine Mitarbeitenden zu übergeben? Das war immer so, dieser Grund, diese Grundidee und der Grundgedanke. Und deswegen haben wir dann auch so ziemlich harte oder ziemlich strenge Rahmenbedingungen definiert, damit damit das nicht so aufweicht. Und die erste Rahmenbedingung war, dass Christian und ich keinerlei Kontakt hatten. Und das zweite war, dass dieser Onepager, den wir jetzt gerade schon angesprochen hast, das war ein Onepager, den die drei Führungskräfte, also die drei Führungskräfte hatten zusammen eine DIN A4 Seite Platz, um die Themen, die sie meinen mitteilen zu wollen oder zu müssen, Christian mitzuteilen. 1/3 der Seite war das persönliche Befinden, oder da konnten sie draufschreiben, was sie wollten. 1/3 war ein paar wenige Kennzahlen. Und das war’s dann schon. Und es gab noch eine Ampel, rot, gelb und grün auf.

 

So wie es so allgemein um das Unternehmen steht. Und das war, wie du es gerade schon angesprochen hast. Das war eigentlich eine Einbahnstraße. Die drei Führungskräfte haben es einmal im Monat dem Christian per E-mail geschickt und es war vereinbart, dass sich Christian darauf nicht melden wird und er wollte da keine Diskussionen anfangen und auch keine Tipps geben. Und nach sechs Monaten hat er dann Christian aber irgendwie doch ein schlechtes Gewissen, so nach dem Motto Ja, ich muss mich wenigstens mal melden, dass er angekommen ist und mal Danke sagen und mal einfach mal so Hallo sagen. Ähm, das ist dann aber wirklich so entstanden, weil Christian einfach nicht gesagt hat Hey, also sich so gar nicht zu melden, ist auch ein komisches Gefühl und deswegen hat er das dann gemacht. Aber es waren auch in seinen Rückmeldungen jetzt keine Arbeitsanweisungen oder sonstiges und darüber hinaus muss man wissen. Christian hat seinen E-Mail Account abgeschaltet für das Jahr. Das heißt, er hat keinerlei geschäftliche Emails bekommen, die er irgendwie so halb quergelesen hat, um noch einen weiteren Informationskanal zu haben, sondern das war alles außer Kraft gesetzt.

 

Das finde ich schon echt sehr, sehr mutig aus der Unternehmersicht das wirklich zu tun. Also das zu planen und mal damit zu liebäugeln ist das eine. Aber es wirklich zu tun ist dann doch echt eine andere Sache, weil dieses Verantwortung abgeben und es wirklich an andere Mitarbeitende, denen man vertraut zu geben heißt ja noch nicht, dass einem das leicht fällt, dieses Loslassen.

 

So ganz leicht ist es eben am Anfang auch nicht gefallen. Aber dadurch, dass er natürlich auch jetzt am Segeln war und mit seiner ganzen Familie unterwegs war und mit seinen drei Kindern, hat das natürlich auch über die Zeit, dann wurde es immer leichter für ihn, weil er in Anführungsstrichen davon dann auch ein bisschen abgelenkt war von seinem Unternehmen. Aber ja, das ist schon ein großer Schritt. Aber es ist auch ein großer Schritt gewesen für Christian. Aber das war halt dieser unbedingte Wille, es zu schaffen, dass sein Führungsteam oder nicht nur das Führungsteam, nicht alle Mitarbeitenden einfach mehr Verantwortung für das Unternehmen übernehmen.

 

Und dann können wir vielleicht noch mal auf die Jahreszahl zurückkommen. Das war ja nicht irgendein Jahr, in dem er das gemacht hat, sondern das war mitten in Corona, wo sicherlich viele gedacht hätten eh irgendwann mal, aber nicht jetzt. Jetzt kann ich nicht los.

 

Ja, das ist so dieses Thema. Wir nehmen uns das vor und es gibt immer einen Grund, jetzt nicht loszulegen oder die Leinen zu lösen. Christian hatte diesen Termin, den 14. 07., also den französischen Unabhängigkeitstag. Das war auch eine gewisse Symbolkraft, steckte dahinter und er und seine Frau hatten ziemlich. Ja eigentlich ziemlich hart definiert. Wir, das ist der Stichtag und an dem Tag fahren wir wirklich oder legen wir wirklich? Stechen wir wirklich in See? Und dadurch, dass es so ein fixer Tag war, war auch sicherlich als ein kurzer Hochphase war, da war es dann schon noch mal eine kurze Diskussion. Aber sie haben sich dann auch gesagt Ja, wenn wir nicht. Wenn wir jetzt nicht in See stechen, wann dann? Und andersrum. Christian konnte die Situation auch nicht entschärfen. Also die Situation war so wie sie war und deswegen gab es eigentlich auch keinen wirklichen Grund, nicht in See zu stechen. Wir hatten aber auch das ist auch das, was ich von meiner Tour noch mitgenommen hatte, was ich auch dann Christian nahegelegt hatte, klare Abbruchkriterien zu definieren. Also was muss eigentlich passieren, damit Du, lieber Christian, also im Firmenumfeld jetzt nicht im Privatumfeld, sondern im Firmenumfeld. Was muss da passieren, dass du sagst Okay, ich komme zurück, ich breche meine Reise ab oder unterbreche meine Reise, wie man das auch immer sein mochte. Und da wurde dann eine einzige Regel definiert und die hieß Wenn es, ja, wenn es um das Überleben des Unternehmens geht, also wirklich, wenn die Ampel dann rot gewesen wäre.

 

Wirklich rot gewesen wäre, dann hätte er gesagt okay, also dann, dann komme ich zurück.

 

Hm.

 

Ja, und Sie.

 

War aber nie rot.

 

Sie war einmal gelb.

 

Ja, und das. Also ich. Ich habe das Buch ja wirklich gelesen. Es war da ziemlich. Also ziemlich dunkel. Gelb. Ziemlich tief-orange und andere hätten vielleicht auch Rot draus gemacht.

 

Ja, wir haben lange drüber diskutiert. Es ist. Ist es noch gelb oder nicht? Und das Führungsteam hat dann entschieden. Nein. Nachdem wir mit dem Steuerberater noch mal intensiv darüber diskutiert hatten, hieß es okay, es ist. Es steht noch nicht ums Überleben der Firma oder es geht noch nicht ums Überleben der Firma. Aber es war ganz klar die Diskussion offen. Müssen wir Insolvenz anmelden, ja oder nein? Also das war nicht nur wir haben eine schlecht Nacht schlecht geschlafen, sondern es war wirklich dieses Thema. Können wir am Monatsende die Gehälter bezahlen? Ja oder nein? Und wie muss der oder wie darf der Kontostand aussehen, dass wir nicht in Gefahr laufen in so eine private, also eine Insolvenzverschleppung oder wie man das sonst noch alles nennt, dass man da nicht reinrutscht. Das war so ein bisschen die Sorge. Und danach haben wir, da war ich auch da an dem Tag, wir hatten eigentlich einen Workshop geplant für ein ganz anderes Thema. Aber nachdem die drei Führungskräfte nicht so wirklich fit aussahen an dem Tag, wo ich da war, ähm, und sie mir das dann so präsentiert hatten und haben gesagt, wir haben schon nächtelang nicht mehr geschlafen. Wir wissen eigentlich nicht, wie wir jetzt damit umgehen sollen. Dann haben wir uns die Unterstützung noch geholt, wie gesagt vom Steuerberater und er meinte nee, also ihr müsst noch keine Insolvenz anmelden und ihr habt jetzt die und die Möglichkeiten und dann haben wir wirklich einen Notfallplan erstellt und haben dann ganz, ganz gezielte Maßnahmen eingeleitet. Und das war so fruchtbar, dass so nach sechs Monate später Umsatzrekorde eingefahren worden sind.

 

Das ist echt der Hammer. Als er zurückkam, stand die Firma finanziell besser da. Wie zu dem Zeitpunkt, als er losgefahren ist. Ja.

 

Das ist so, Ja, das ist so einige Diskussionen, so im Nachhinein finde ich immer wieder witzig. Wenn das andere Unternehmer hören, dann schlucken die erstmal und denken sich ja, ähm, ja, was sagt das jetzt über den Christian aus? Aber ähm.

 

Natürlich sagt es was über ihn aus, aber grundsätzlich über die Rolle des Chefs und was Mitarbeiter dahinter nein da hineininterpretieren und welche Bedeutung sie dem geben.

 

Genau, einmal das. Aber was ich viel wichtiger finde ist, da sieht man erstmal, man sagt ja immer so die, die. Einige haben das so als Vorurteil, dass die Mitarbeitenden den Unternehmer oder das Unternehmen immer nur ausnutzen wollen. Und da sage ich so Ja, es ist ganz genau das Gegenteil. Und und das finde ich so spannend, dass die sich so reingekniet haben und so dafür. Sie hat gearbeitet haben gekämpft haben, dass es das ist, Ruder rumreißen und und so in der Verantwortung drin waren, dass es eben nicht auf die leichte Schulter genommen haben und einfach gesagt haben Hey Christian, weißt du was? Du segelst hier im Atlantik und wir müssen hier das Unternehmen retten. Das passt überhaupt nicht. Und genau dagegen. Das Gegenteil ist eingetreten. Und also im Nachhinein.

 

Ja im Nachhinein kann man sicherlich sagen, die haben die Chance genutzt. Aber das war ja nicht immer einfach. Die haben ja nicht gesagt Oh, Jubel und toll und wir wollen uns jetzt hier weiterentwickeln. Sondern das ist ja so, im Laufe der Zeit hat sich das so entwickelt und wenn ich mich richtig erinnere, war das ja auch nicht nur ein tolle Fangzeit, sondern die haben sich heftig miteinander auseinandergesetzt und die Stimmung war auch zwischen den richtig mies. Auch zum Schluss, als Christian wiederkam, war die Stimmung im Keller.

 

Na ja, das muss man auch noch, das muss man ein bisschen differenzieren. Die Stimmung und der Zusammenhalt der drei Führungskräfte, der ist, die sind wirklich, die waren hinterher richtig zusammengeschweißt. Also es war sehr, sehr schön zu erleben und auch zu sehen, wie gut die drei sich ergänzt haben und wirklich den Laden, wie man immer so gerne sagt, wie die den Laden gerockt haben. Dadurch, dass zwischendrin die finanzielle Situation wirklich sehr angespannt war, war es dann manchmal ein bisschen schwierig mit dem Kontakt zu den zu den Mitarbeitenden. Oder? Und zum Führungsteam, Zu den Mitarbeitern. Und das ist natürlich auch ein Thema, war die Situation. Wie gesagt sehr angespannt, finanziell sehr angespannt. Die drei Führungskräfte mussten in relativ kurzer Zeit, auch wenn sie ein Jahr der Vorbereitung hatten. Aber es ist schon noch mal ein Unterschied, wenn der Chef jetzt noch da ist und wenn er dann wirklich weg ist und erst dann merkt man so den den Rucksack, den man auf den Schultern hat. Und das heißt, Sie mussten sich in diese Rolle mussten sie erst mal reinkommen. Das dauert ja auch mal eine gewisse Zeit. Und dann gab es ja noch ganz andere Themen. Es wurde ja noch ein neues ERP System kurz vorher eingeführt. Es wurde ein neuer Webshop eingeführt mit einer direkten Schnittstelle zu Amazon, was am Anfang überhaupt nicht funktioniert hat. Also auch solche Sachen standen ja auch noch im Raum, was die noch meistern mussten. Es wurden kurz vorher noch zwei kleine Unternehmen mit einmal vier und einmal zwei Mitarbeitenden übernommen. Das muss da auch noch integriert werden. Also das heißt, die Arbeitslast war in der Zeit auch sehr hoch und das gesamte hat dann dazu geführt, dass quasi dieser, dieser Zusammenhalt und auch dieser Kontakt zwischen dem Führungsteam und den Mitarbeitenden zwischendrin so ein bisschen gelitten hat. Das kann man auch nicht abstreiten.

 

Und jetzt kommt eigentlich die nächste Phase, die du eben auch schon angedeutet hast. Es ist irgendwann Kristian wieder zurückgekommen. Nach einem Jahr. Ein Jahr lang segeln Kristian immer voller Ideen schon vor dem Jahr segeln, als er zurück war. Natürlich noch mehr. Und ich weiß, wie es ist, wenn man von so einer Reise oder von so einer langen Reise zurückkommt, dann ist man ja auch völlig euphorisiert und sowas. Und man möchte jetzt natürlich auch seine gute Laune noch mit ins Unternehmen bringen. Und dann hat Kristian am Anfang nur gesehen Oh, hier ist aber schlechte Laune. So habe ich mir das aber nicht vorgestellt. Und den Aspekt, dass es dem und dem Unternehmen nach seiner Rückkehr finanziell besser ging wie vorher, der ist dann ja ein bisschen untergegangen, weil das Thema mit der Stimmung auf einmal so so thematisiert wurde. Und dann war natürlich Die drei Führungskräfte sind dann irgendwann auf die Barrikaden gegangen und dann kam wirklich dieses Thema hoch Hey, du gehst ein Jahr lang segeln, wir retten hier das Unternehmen und das einzige, was du uns vorwirfst, ist, dass die Stimmung mal gerade nicht so gut ist. Ähm, also wir haben wirklich andere Themen eigentlich gehabt während des Jahres deiner Abwesenheit und das hat dann noch mal richtig geschüttelt. Aber auch da sind sie wirklich. Also ich muss schon sagen vorbildlich durchgegangen. Ich war selbst immer wieder überrascht, muss ich immer wieder sagen, was ich da für Dynamiken, für positive Dynamiken entwickelt haben. Und das war für mich natürlich auch sehr spannend zu erleben, wo ich ja auch immer ein bisschen, ein bisschen Abstand hatte, weil ich war so im Durchschnitt zwei Tage im Monat vor Ort und den Rest der Zeit dann online greifbar für für alle, die was hatten. Und das dann so aus der Halbdistanz mitzuerleben war schon sehr spannend. Ich.

 

Sehr cool. Und mit den drei Leuten in der Führungsebene hat Christian dann wirklich nicht nur einen guten Riecher gehabt, sondern die auch gut vorbereitet, dass die das so. Wir tun konnten, dass sie wirklich zusammengewachsen sind. Ja.

 

Ja, also da wurde auch wirklich im Vorfeld aktiv dran gearbeitet. Das kam nicht so, ich bin jetzt weg und jetzt läuft alles gut. Sondern das war schon. Eine relativ intensive Vorbereitung. Und nachdem Christian das dann wie gesagt, so ein knappes Jahr vor seiner Abreise dann auch publik gemacht hat, dann wird ganz intensiv daran gearbeitet. Wie können diese Strukturen aussehen? Wie sieht ein Austausch unter denen aus? Wie soll kommuniziert werden und auch dieses Thema Einzelprokura. Es war ganz klar von Christian gewünscht, dass jeder der drei einzeln voll handlungsfähig ist im Sinne des Unternehmens. Da wurden ganz klare Rahmenbedingungen geschaffen.

 

Also das ist nicht eine spontane Aktion gewesen. Ich will jetzt mal weg und ab die Post, sondern wirklich eine lange Vorbereitung. Und die hat sicherlich dazu beigetragen, dass das so gut laufen konnte.

 

Ja, also da bin ich fest von überzeugt, also dass das war schon richtig ein Thema. Auch wenn es natürlich immer im Alltag dann gemacht worden ist. Ist es jetzt nicht irgendwie, ich sag mal wochenlang irgendwelche Trainingscamps gewesen mit den Führungskräften, aber das ist halt einfach ein Prozess gewesen, der ja, wo ein paar Meilensteine auch gesetzt worden sind, die dann auch quasi durchgeführt worden sind. Und immer mit dem Fokus, was ist, wenn ich, also ich Christian dann unterwegs bin, wie kann es dann aussehen? Wie gehen wir in Konfliktfällen um, Wie was passiert, wenn die drei Führungskräfte sich nicht einig sind in irgendwelchen Entscheidungen? Solche Geschichten also auch bei Mitarbeitereinstellungen. Was ist mit dem Thema Vetorecht? Müssen immer drei, Müssen alle drei immer zustimmen oder nicht? Also da wurden dann schon Spielregeln erstellt.

 

Ja, und ich kann mir vorstellen, dass sie jetzt in der Zeit, nachdem er wieder da ist, sich das ja auch völlig verändert hat, dieses Zusammensein von den Führungskräften der Führungsebene und ihm obendrüber oder nebendran, dass das jetzt irgendwie ganz anders weitergeht, wie es war, bevor ihn diese Auszeit ist.

 

Ja, auch das war, das war schon Thema, bevor er losgefahren ist.

 

Wie ist das Zurückkommen genau?

 

Was passiert eigentlich, lieber Christian, wenn du wieder da bist? Also die Frage kam von den drei Führungskräften mehrfach. Weil natürlich immer so im Raum steht okay, wir sollen jetzt hier ein Jahr lang den Laden rocken und dann kommst du zurück und dann treten wir wieder zurück in die zweite Reihe. Ganz schwierige Situation, sage ich mal, das war von vornherein klar, dass es eine schwierige Situation ist. Und da war dann Christian aber auch so offen und ehrlich und wo er gesagt hat. Ähm, Ja, das ist so, das ist gut. Das wird eine schwierige Zeit. Aber was danach passiert, kann ich euch nicht sagen. Mit dieser Ungewissheit müsst ihr klarkommen. Liebes Führungsteam. Wenn ihr das nicht wollt, wenn ihr damit nicht klarkommt, dann, ähm. Dann dürft ihr diesen Schritt nicht gehen, dass ihr Prokura haben möchtet und das auch wirklich übernehmt und während dieses Jahres maßgeblich oder nicht nur maßgeblich während dieses Jahres meiner Abwesenheit mein Unternehmen führen dürft. Wenn ihr mit dieser Ungewissheit nicht leben könnt, dann. Dann passt es nicht und dann seid ihr die falsche Person am falschen Ort. Also jetzt nicht so nach dem Motto dann müsst ihr das Unternehmen verlassen, sondern dann könnt ihr einfach die Rolle, die ich euch anbiete, als Prokurist und als Unternehmer einfach nicht einnehmen. Und das war auch ganz klar kommuniziert. Das war natürlich während des Jahres der Abwesenheit immer wieder Thema. Also ich wurde auch immer wieder gefragt Hey Michael, was ist, wenn Christian zurückkommt? Und wo ich immer wieder geantwortet habe Ich kann es euch nicht sagen, ich weiß nur das, was ihr auch wisst. Und da ich ja keinerlei Kontakt hatte, wusste ich auch nicht was was Christians neue Ideen sind.

 

Und auch als Christian zurückgekommen war, hat er für sich gesagt okay, ich gucke mir das jetzt hier erst mal so, ich weiß gar nicht, was er für den Zeitraum auch gesagt hat. Ich glaube also, acht Wochen schaue ich einfach mal nur in Anführungsstrichen zu, bevor ich mich quasi neu positioniere. Und die haben jetzt, das war auch eine schwierige Zeit für alle Beteiligten, weil das dann immer so. Ja, er ist zwar dabei, aber sagt nichts. Aber er ist trotzdem der Inhaber und Unternehmer. Also da ist schon immer irgendwie so ein bisschen ein Gefälle da. Liegt da jetzt nur oder schüttelt er mit dem Kopf, ohne dass er was sagt? Das ist so schon, das merkt man schon, Finde ich, immer wieder spannend. Und jetzt haben sie ganz klar so aufgeteilt Das operative Geschäft ist weiterhin in der Hand von den drei Führungskräften. Und Christian ist auch mittlerweile umgezogen, ist also das Unternehmen sitzt in Solingen, der ist von Solingen nach Ulm umgezogen. Das ist auch die räumliche Distanz hat und ist jetzt für das ganze Thema Strategie. Also bist du eben ganz am Anfang mal gesagt, er ist jetzt dafür verantwortlich, am Unternehmen zu arbeiten und hält sich aus den operativen Themen. Also ich glaube nicht, dass er sich hundertprozentig raushalten kann. Dafür kenne ich Christian zu gut, dafür ist er auch zu lebendig. Und er hat ja auch Spaß dran. Es geht bei ihm nicht darum, dass er irgendjemand kontrollieren will oder sonstiges oder überstimmen möchte. Aber er hat natürlich einfach auch ein persönliches Interesse an dem ganzen Thema. Aber er hält sich zum ganz, ganz großen Teil raus. Und wirklich, das meiste machen weiterhin die drei Führungskräfte.

 

Das klingt nach einer guten Entscheidung. Aber auch diese räumliche Entfernung zu schaffen, das kann ich mir gut, also hilfreich für ihn selber vorstellen. Ja. Hast du eben gesagt, die Firma sitzt in Solingen Bei Solingen denke ich tatsächlich auch immer an Messer und Scheren und diesen ganzen Kram. Das ist so ein Unternehmen, ne?

 

Also so hat man noch gar nicht gesagt die Unternehmen heißt heißt Robuso und ist eine der ältesten Scherenmanufakturen in Solingen. Ja. Also er ist in vierter Generation. Christian Also abgesegelt ist war ich weiß gar nicht um die 40, also plus minus. Genau weiß ich es gar nicht. Und er hat das Unternehmen 2013 von seiner Tante geerbt und ist jetzt die vierte Generation, also ein. Sehr, sehr traditionelles Unternehmen, ein sehr traditionelles Handwerk. Und das ist, dass es reines Handwerk, was da gemacht wird. Das ist nichts Digitales. Da werden die Rechnung, die werden digital geschrieben oder der Verkauft wird digital getätigt. Wenn es über Amazon.

 

Über den Webshop teilweise. Aber da ist sehr, sehr viel Handarbeit im Spiel.

 

An der Stelle möchte ich auch mal einhaken in den Inhalt des Buches. So eine Parallele, die ihr gezogen habt, dieser 24 Stunden Schleifservice, der hat mich beeindruckt, vor allem in der Parallele zu dem, was es im Segelleben heißt. Das ist in diesem Kapitel Veränderungen geschehen. Ja, und da ging es eben beim Segeln darum, dass wir eigentlich eine Atlantiküberquerung anstand. Aber sie gemerkt haben als Familie, so wie wir es geplant haben, können wir das nicht hinkriegen. Gab es verschiedene Gründe, warum das so war, sodass Sie sich umentschieden haben und seine Frau mit den Kindern geflogen ist. Und er hat mit zwei anderen diese Überquerung gemacht? Ja. Das heißt, da war ein Riesenveränderung in dem ursprünglichen Plan, was nicht leicht war, dann diese neue Entscheidung zu treffen etc. Aber was war denn parallel dazu in der Solinger Firma Robu so los mit diesem 48 Stunden Schleifservice?

 

Ja, ähm, ja, das Thema ist Veränderung und ich meine, wenn man so ein Projekt macht, das ist natürlich schon eine Riesenveränderung für das Unternehmen und auch für die Mitarbeitenden. Und das ist deswegen wir haben dem ein ganzes Kapitel gewidmet im Buch, weil es natürlich einmal ganz viele Unternehmen. Veränderung ist in aller Munde schon seit Jahren und wir haben extra aus dem Unternehmen zwei Beispiele rausgenommen, weil wir haben ja einmal das Thema die Veränderung. Dadurch, dass er sagt, er ist ein Jahr weg. Das ist eine Veränderung, was das betrifft das gesamte Unternehmen. Und dann hatten wir vor seiner Abreise einen Workshop gemacht und da ging es darum, wie können wir noch einen weiteren Kunden Nutzen bieten bzw. auch wie können wir, die den Aufwand bei uns in den Prozessen und in der Schnittstelle Vertrieb und Produktion reduzieren? Und da sind wir unter anderem auf den Schleifservice gekommen, das heißt die Scheren, die die Firma Robusto verkauft, das sind ganz hochwertige Scheren für Textilien und für technische Textilien. Und die Firma Robusta bietet auch einen Schleifservice an für diese Schere, weil so eine Schere kostet dann schnell 100 €. Und da lohnt es sich natürlich auch, die mal nachzuschleifen. Und bis dato war es so, dass so ein Kunde, also wir reden hier über teilweise über 100 Losgrößen, wie Kunden dann diese Scheren kaufen und wenn wir die zurückschicken, dann kam schon mal vor, dass sie zwei drei Wochen gebraucht haben, bis sie die Scheren geschliffen hatten und dann den Kunden zurückgesandt haben.

 

Und nach diesem oder in diesem Projekt haben wir dann wurde dann gesagt von dem Projektteam also da waren welche aus der Produktion mit dabei. Ich habe den Workshop geleitet, da waren welche aus dem Vertrieb mit dabei. Christian war so am Rande mit dabei. Und dann kam irgendwann die Idee Hey! Wir können ja auch mal unseren Kunden einen Mehrwert bieten, indem wir ihnen sagen, wir schleifen innerhalb von 48 Stunden alle Scheren und wenn wir das nicht schaffen, dann ist das Nachschleifen der Scheren kostenlos für dich, lieber Kunde. Und ja, wir in dem Projektteam fand es alle total cool und dachte Wow, wir haben dadurch den. Wir haben einige Schritte in dem Ablauf intern einfach geändert, dass auch der interne Aufwand geringer geworden ist. Und dann haben wir sogar noch einen zusätzlichen Nutzen für den Kunden generiert. Also besser geht es eigentlich gar nicht. Und dann haben wir dann den Rest der Mannschaft, also den Rest des Unternehmens, das am Abend vorgestellt. Und dann kam ein wahnsinniger Gegenwind, wo ich gedacht habe So, das kann doch gar nicht sein. Man muss dazu noch wissen, dass wir zu der Zeit, wo das Unternehmen gerade sich überlegt hat, gehen wir in Kurzarbeit oder nicht? Das war kurz vor Corona und damals war gab es auch schon mal eine kleine wirtschaftliche Flaute. Und damals wurde wirklich überlegt Hm, müssen wir Kurzarbeit anmelden, ja oder nein? Also so war die Auftragslage.

 

Und dann haben wir. Dann habe ich mich nur gewundert Hey, auf der einen Seite ist sehr wenig Auftrag, sehr wenig da. Jetzt bieten wir einen Kundennutzen. Der da heißt 48 Stunden Schleifservice. Und jetzt ist da so ein Riesengegenwind. Das habe ich nicht verstanden. Also das hat mich als Berater so völlig vor den Kopf geschlagen, wo ich gesagt habe so, ich verstehe es nicht, ich kann es nicht nachvollziehen. Und dem Gegenüber oder daneben stand jetzt halt diese Riesenveränderung an Christian präsentiert Leute, ich gehe jetzt ein Jahr lang segeln. Die Situation war eigentlich noch schlechter zu dem Zeitpunkt. Also die wirtschaftliche Aussicht war damals echt schlecht. Du hast es eben schon gesagt, Corona war gerade voll im Gange. Dann kam das mit dem ERP System, was überhaupt nicht funktioniert hat, was relativ viel Geld gekostet hat und und und. Und diese Veränderung haben die Mitarbeitenden angenommen. So wow, geil, das ist ja cool und und da deswegen da haben wir so lange drüber diskutiert und wie gesagt, was ähnliches ist ja dann auf der Reise auch passiert. Und unsere Erklärung ist dann quasi so gewesen, dass wir gedacht haben okay, diese 48 Stunden Schleifservice. Da sind die Mitarbeitenden, die betroffen sind. Die sind unmittelbar damit in Kontakt Mit dieser Veränderung und das muss man ganz klar sagen, sie sind messbar daran. Man kann sie daran messen. Ähm, und wenn das mal aus welchen Gründen auch immer nicht klappt in den 48 Stunden, dann haben wir in Anführungsstrichen einen wirtschaftlichen Verlust erlitten, weil der Kunde dann für diese Dienstleistung nicht bezahlen muss.

 

Und das hat auf immensen Gegenwehr getroffen. Und dann haben wir natürlich so Zwischenschritte versucht, wo man sagt okay, wir probieren das jetzt mal für zwei Monate aus, ohne dass wir den Kunden das sagen. Und da sind wir auf eine Erfolgsquote von ich weiß nicht mehr 98,7 % gekommen oder so was. Also wirklich, das waren in zwei Monaten ein, zwei kleine Schleifaufträge. Also ich sage mal, wenn es da um zwei 300 € gehen, dann dann ist es schon hoch gegriffen. Das waren wirklich nur kleine Aufträge, keine großen Aufträge. Und dann war das für mich natürlich klar. Ja, dann, dann, dann führen Sie das jetzt ein, da brauche ich nicht mehr drüber diskutieren. Und selbst dann war immer noch eine riesen Hemmschwelle da. Dann hieß es so Ach, können wir das nicht nur für uns intern machen? Müssen wir das wirklich nach außen tragen? Und das fand ich schon sehr, sehr spannend. Und ähm, wie gesagt, unser Resümee war dann daraus okay, das betrifft Sie selber, da sind Sie auf einmal messbar. Ähm, und an dieser Veränderung. Christian also der Inhaber und Geschäftsführer, geht jetzt mal ein Jahr lang segeln. Das das merken Sie zwar, dass der Chef nicht da ist, aber ob das gut ist oder nicht, ob das das funktioniert oder nicht, das ist nicht deren Problem. Und es läuft ja.

 

Eigentlich erstmal alles so weiter wie bisher.

 

Genau, genau. Das ist eigentlich nur eine große Veränderung für das Führungsteam, aber nicht für die die Mitarbeitenden, die in der Produktion sind oder im Vertrieb sind.

 

Das war noch zu weit weg von ihnen.

 

Ja, genau. Ich. Und das war also wirklich eine sehr spannende Erfahrung, auch für mich. In meiner Rolle des Begleiters. Da bin ich also an dem Tag, das weiß ich noch, wo die dann wo wir dann die quasi den Erfolg schon gesehen haben nach den zwei Monaten Probezeit und die Mitarbeiter dann immer noch gesagt haben Nee, das machen wir nicht. Also ich werde selten laut bei meinen Kunden, aber da. Also da musste ich mich wirklich zurückhalten und da bin ich richtig laut geworden, weil ich es nicht mehr verstanden habe. Also das war für mich dann auch so ein bisschen auf der einen Seite ein bisschen unangenehm, aber auf der anderen Seite habe ich auch gesagt Hey, also sorry, aber irgendwo ist dann auch mal die Grenze.

 

Und die darf man kundtun. Absolut.

 

Ja, ja, genau. Und das war übrigens, da kennst du dich ja auch aus mitunter ein Grund, warum ich danach, also jetzt mit dem Projekt dann mich wieder umgeschaut habe. Woher kommt denn so ein Verhalten? Und somit bin ich dann in das zu dem Thema Systemtheorie gekommen oder systemtheoretisch Organisationsentwicklung.

 

Und da macht es nämlich durchaus Sinn, dass Menschen dieses System, so wie sie es kennen, erhalten möchten. Sie möchten es bewahren und sei es auch ganz. Das Neue ist ganz nah und gar nicht so schwierig, aber das Alte will bewahrt werden.

 

Ja, genau. Und solche Erklärungsmuster habe ich seitdem bekommen und jetzt kann ich es auf einmal nachvollziehen. Aber das war für mich auch eine Lernreise, das muss ich ganz klar sagen.

 

Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Im Buch stand, dass dir der Kragen geplatzt ist Und.

 

Ja, genau. Ja, das war schon spannend. Also ich. Ich kann mich auch heute noch gut daran erinnern, als wir in dem Besprechungszimmer standen und dann sagte Ach, müssen wir das wirklich dem Kunden sagen, Wir können das doch nur für uns machen. Und da nach dem Satz konnte ich nicht mehr, also das war wirklich für mich so so, aber es ist.

 

Einfach eine andere Denke. Nee, es ist nicht die der Selbstständigen, der ja auch das Marketing immer mit im Blick hat und weiß, wie wichtig so ein Kundenversprechen ist. Ja, ja, ja, ja, wie im Nachhinein. Was ich auch sehr interessant fand, war diese Frage War das jetzt erfolgreich das Ganze? Und da möchte ich tatsächlich mal eine ganz kurze Passage vorlesen, weil ich bei mir die gut gefallen hat.

 

Gerne.

 

War das Projekt erfolgreich. Woran bemisst sich Erfolg? Wenn ein Solinger Chef ein Jahr weg war und sein Unternehmen nunmehr Umsatz und Gewinn macht als. Vor seiner Abreise ist das Projekt ein Jahr ohne Chef dann ein Erfolg gewesen? Falls ja, gilt das auch, wenn gleichzeitig die Kultur am Boden liegt und alle schlecht gelaunt zur Arbeit kommen? Würde man umgekehrt ein Unternehmen erfolgreich nennen, in dem alle Leute happy sind, dass aber Monat für Monat nur knapp an der Pleite vorbeischrammt? Bei einer Segelregatta darf sich die Mannschaft des schnellsten Boots erfolgreich nennen. Doch je komplexer die Dinge werden, desto schwieriger ist Erfolg zu fassen. Da ist es eine gute Idee, sich einmal Zeit für Reflexion zu nehmen. Was sehe ich? Was sehen wir als Erfolg an? Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, was einzelnen Menschen wichtig ist. Und das schlägt auch eine Brücke zu den Werten, mit denen ihr euch auch sehr intensiv beschäftigt habt. Aber das würde ich jetzt mal hier außen vorlassen. Dieses diese unterschiedlichen Ebenen, wie man Erfolg betrachtet.

 

Ja.

 

Und es ging auch um das. Du hast es eben schon mal erwähnt von dem Finanzler, der dann irgendwann gesagt hat ähm, kann das denn angehen, dass ich also um diese fehlende Wertschätzung für deren Leistung. Und das alles an der Kultur dann gemessen wird, an der miesen Stimmung bei den Mitarbeitern.

 

An der Stimmung. Mittlerweile benutze ich das Wort Kultur ein bisschen anders.

 

Ja, das ist okay. Ja, ja, ja, das ist richtig. Ja, Ja. Also würdest du sagen Also ich glaube, du sagst das auch, aber sagst doch noch mal mit deinen Worten, wie du sagen würdest, dass es erfolgreich war.

 

Also auch ich habe da mehrere Ebenen. Also meine erste Ebene ist, dass Erfolg ist ein Gefühl. Und das ist der Ursprung, warum jeder Erfolg anders für sich empfindet. Also ich. Für mich kann es ein Erfolg sein, wenn ich einen schönen Tag hatte. Für mich kann es ein Erfolg sein, wenn mein Unternehmen ja sehr wirtschaftlich dasteht oder finanziell sehr gut dasteht. Aber für mich kann es auch ein Erfolg sein, wenn alle Mitarbeiter super happy sind. Also das ist wirklich. Und es geht darum, wie geht es mir damit, mit dieser Situation und welches Gefühl habe ich da? Und das ist das ist 0.1 0.2 ist. Erfolg kann ich natürlich jetzt messen. Ist immer schwierig, aber in Relation setzen zu den Erwartungen, das habe ich eigentlich erwartet. Gerade jetzt in dieser Situation. Was hat Christian von seinem Führungsteam erwartet? Wie? Wie dieses Jahr verlaufen soll und wie es dastehen soll? Das Unternehmen oder warum? Was eine gewisse gewisse Aufmerksamkeit haben sollte während des Jahres der Abwesenheit. Also es ist gekoppelt mit den Erwartungen, wenn ich Erwartungen in jemand habe oder ein Vorgehen habe und wenn ich etwas erwarte, was auf ganz hohem Level ist. Und diese Erwartung aber so nicht kommuniziert habe. Dann ist natürlich die Gefahr sehr groß, dass mein Gegenüber einen anderen Schwerpunkt legt. Und jetzt reden wir schon wieder aneinander vorbei.

 

Also da ist ganz, ganz viel Konfliktpotenzial drin, wenn man das nicht klärt, also diese Erwartungen und das vorher sich mal darüber austauscht, was ist denn überhaupt Erfolg für uns? Ich glaube nicht, dass man Erfolg so, ja so pauschal einfach beantworten kann. Aber das ist in ganz vielen Köpfen drin, dass wenn man über einen Erfolg von einem Unternehmen spricht, dass es sich also fast ausschließlich auf den wirtschaftlichen Erfolg runterbricht. Und ich glaube, das ist so, so eine Grundannahme, die, die schon schwierig ist. Und dann das nächste Thema Erfolg ist. Also meine Worte sind ja dann auch im Buch, wo ich sage also das Unternehmen hat überlebt und es ist für mich ein Riesenerfolg, also für mich auch persönlich ein Riesenerfolg. Einfach diese, diese Lernerfahrung gehabt zu haben. Und das sage ich für mich schon. Das war, das war ein Schatz, den ich damit gehoben habe, weil ich einfach selber so viel gelernt habe. Und das war für mich ein Riesenerfolg. So gut und einfach die Möglichkeit gehabt zu haben, bei dem Projekt einen Teil. Meinen Teil damit beigetragen zu haben, habe ich doch Das ist ein Erfolg und für mich ist sind solche Themen. Also es hat eine Gewichtung, die kann man gar nicht irgendwie so richtig greifen. Also das ist dann sehr, sehr individuell.

 

Ich kann diese Frage nur persönlich beantworten. Genau.

 

Aber es ist gut, wenn man vorher darüber spricht. Und das haben wir nicht getan. Das muss man ganz klar sagen, weil dieses Thema mit Erfolg ist. Dieses Kapitel ist dadurch entstanden, weil ja dieser Konflikt am Ende bzw als Christian zurückgekommen ist, ist dieser Konflikt aufgetreten. Und dann kam ja bei uns auch die Fragestellung wann ist es ein Erfolg eigentlich? Was heißt eigentlich Erfolg? Und wir haben ja dann auch über den Titel des Buches mit dem Verlag diskutiert und da war das auch ein Thema. Da kam nämlich das Thema das Wort Erfolg auch im Titel mit vor. Und dann hat Christian gesagt Nee, das, passt nicht für mich, das. Das war nicht vollumfänglich erfolgreich aus meiner Perspektive. Und in dieser Diskussion kam dann so das ja okay, was waren eigentlich die Erwartungen und was ist eigentlich Erfolg? Wie kann man das eigentlich definieren? Was macht das eigentlich mit uns Menschen? Und so ist das entstanden.

 

Ja, das finde ich wirklich einen sehr wichtigen Punkt, dass du das oder dass ihr das in das Buch reingenommen habt. Und diese Diskrepanz zwischen Erwartungen und dem, was hinterher rauskommt. Und da kann man sich viel Enttäuschung und, ähm, ja ersparen und auch verhindern, dass es so Missverständnisse gibt, wenn man das im Vorfeld anspricht. Aber ich meine, ihr habt echt viel angesprochen, im Vorfeld sehr gut vorbereitet und das dann nicht alles hundertprozentig dabei ist. Ja, ja.

 

Aber da muss man auch die Offenheit haben, dass man damit dann umgehen kann. Und das ist das nächste Thema, was natürlich immer mit mit einspielt. Sie nicht meinen zu wollen. Ich setze mich am Anfang einmal hin, plane das von vorne bis hinten durch und dann läuft das nach Plan, weil das ist ein komplexes Thema und ich kann kein komplexes Thema oder kein komplexes Projekt von vorne bis hinten planen. Ich kann mich darauf vorbereiten, so wie das gerade gesagt hast, aber ich kann es sicherlich nicht planen. Und die Frage ist, wie gehe ich dann damit um, wenn es nicht so läuft, wie ich mir das gedacht habe, also wie ich es vorbereitet habe. Und das ist die Herausforderung, Das ist die Herausforderung für Unternehmen, quasi mit jedem Projekt was, was firmenintern oder was in Unternehmen läuft, das ist immer wieder.

 

Das ist unabhängig davon, ob der Chef eine Auszeit nimmt und segeln geht. Das ist eigentlich täglich so.

 

Genau.

 

Ja, ja, jetzt noch mal eine andere Frage jetzt unabhängig von dem Buch Wenn das jetzt eine Unternehmerin und ein Unternehmer hören und denken na ja, ich will jetzt nicht segeln gehen, aber so ein bisschen mehr Verantwortung abgeben würde ich schon gerne und etwas mehr Zeit gewinnen für mich, um noch andere Dinge tun zu können. Was würdest du denen denn empfehlen? Was könnten sie tun in ihrem Unternehmen an Veränderungen? Oder welche Voraussetzungen bräuchte es, dass sie so ein bisschen in die Richtung gehen können?

 

Ähm, auch das hat verschiedene Ebenen. Also einmal ist es in meinen Augen mittlerweile wichtig. Also das sofort von hier auf jetzt auf das gesamte Unternehmen auszurollen, das wird nicht funktionieren. Das war auch der erste Schritt, den Christian gemacht hat. Und das ist dann in meinem jetzigen Vokabular quasi in Selbstüberlassung geändert. Das hat mit Selbstorganisation nichts zu tun, das ist mir ganz wichtig. Und Aufgabe von vom Management ist es, einen Rahmen zu schaffen, in dem Mitarbeitende frei agieren können im Sinne des Unternehmens bzw im Sinne des Marktes oder im Sinne des Kunden. Und das ist 0.1 und das geht nicht für alle Bereiche. Das geht nur für Bereiche, wo das auch reinpasst, also wo die üblicherweise mit komplexen Themen zu tun haben, also wo zum Beispiel Vertriebsthemen auch Produktionsthemen bedingt. Das muss man so ein bisschen schon differenzieren. Aber auch wenn es um Produktneuentwicklungen zum Beispiel geht und wenn ich solche Bereiche habe jetzt kann ich da im Prinzip einen Schutzraum aufbauen und ein Team zusammenstellen, was sich dann wirklich um dieses Thema kümmert. Und jetzt kann ich in diesem Rahmen. Um zu schauen, wie kann ich die die Rahmenbedingungen schaffen, damit das Team es auch lernen kann, Damit sie Organisation auch lernen kann, dass die Mitarbeitenden wirklich Verantwortung übernehmen. Und jetzt ist das Große das Wichtigste eigentlich. Da muss man sich als Führungskraft da wirklich raushalten, weil sobald man da natürlich immer wieder reingeht und seine eigene Meinung mit reinbringt und womöglich noch ein paar kluge Tipps mit reingibt, dann wird es schwierig. Dann wird es nie passieren. Und das ist auch das, was Christian ja für sich gemerkt hat. Er hat gesagt Ich möchte, dass ihr mehr Verantwortung übernimmt und hat gesagt Ja, macht mal! Der Christian ist, aber auch ein kreativer Kopf ist und viele Ideen hat und überall gerne dabei war und ist.

 

Aber natürlich, sobald er im Raum war. Das muss man nicht aussprechen, aber allein schon aufgrund seiner Stellung im Unternehmen und seiner Position im Unternehmen war dann quasi sein Wort. Das hat die Richtung vorgegeben. Und um das zu verhindern, muss man das Team wirklich ein Stück weit abgrenzen und einfach nur den Rücken freihalten und es dann machen lassen. Und das ist die große Herausforderung. Ich vergleiche das immer ganz gerne, wenn wir jetzt sage ich mal zum Beispiel wir haben eine Fahrradgruppe, wir gehen jeden Samstag zusammen Rad fahren und du bist diejenige, die kennt sich gut aus in dem Gebiet und du machst eigentlich jeden Samstag fahren wir dir hinterher und alle sind glücklich und ist auch super, wie das läuft. Und irgendwann sagst du Du Michael, also ich habe jetzt nächste Woche habe ich keinen Bock, Fahr du doch mal vor. Such dir doch mal eine Route aus. Und wenn wir dann zusammen losfahren und dann sage ich mal, du kennst dich in dem gesamten Gebiet aus. Ich kenne mich aber nur südlich von Freiburg aus. Das heißt, wir fahren los Richtung Süden. Und nach der dritten Kreuzung sagst du Oh, Michael, Also hier ist jetzt aber nicht so schöne Strecke. Ich kenne hier eine viel bessere. Lass uns hier mal links fahren und dann haben wir echt eine superschöne Straße. Und jetzt fängt das Problem an! Das heißt, du hast zwar nur einen kleinen Tipp oder kleinen Einwurf gemacht. Wenn wir hier links fahren, ist die Straße schöner, wie wenn wir hier rechts fahren.

 

Aber einmal ist es eine Signalwirkung an das an den Rest der der Leute, die mit unterwegs sind. Hey, wer hat denn hier jetzt das Sagen? Und wenn ich jetzt deinem Tipp folge, dann fahren wir links. Und jetzt habe ich aber ein Problem, weil ich habe mir ja Gedanken über meine Route gemacht. Und wenn ich jetzt einmal anders abbiege Jetzt weiß ich natürlich nicht, wie es weitergeht. Jetzt bin ich auf einmal eventuell in einem Gebiet, wo ich mich nicht mehr ganz so gut auskenne. Und jetzt bin ich auf deine Unterstützung weiterhin angewiesen, weil ich keinen besseren Weg mehr kenne. Und dann geht die Diskussion los und dann ist das Thema Verantwortungsübergabe eigentlich hin. Und das ist das, was man auch in ganz vielen Unternehmen, was ich da auch immer wieder beobachte, nämlich dass die Verantwortung nicht wirklich abgegeben wird. Das wird nur so getan, als ob. Es wird gesagt, aber es wird nicht wirklich gelebt. Ich habe gerade letzte Woche noch mit einem Kunden getroffen, da geht es um eine Projektfortsetzung bzw Erweiterung mittlerweile und das war eine aus dem mittleren Management und er sagte ja, ich kann das schon verantworten. Und dann kam so im Nebensatz Ja, ja, ich sichere mich nur manchmal nach oben hin ab. So und und der Satz sagt in meinen Augen alles. Das ist ja, er hat nicht die volle Verantwortung, er hat nicht das volle Vertrauen. Vielleicht meint er das auch nur, vielleicht ist das die die DNA der Organisation. Aber da ist irgendwo noch ein Hemmschuh und es gilt darum, diesen Hemmschuh aufzulösen.

 

Also in deinem Beispiel wäre es dann wichtig gewesen, dass ich gar nicht mitfahre.

 

Doch, du kannst mitfahren, aber du darfst dann wirklich nicht sagen Idealerweise fährst du die Klappe halten. Das sind jetzt deine Worte. So hart hätte ich das jetzt dir gegenüber nicht geäußert. Aber es geht darum, dass du dir auf die auf die Zunge beißt und sagst okay, du kannst im Nachgang mit mir darüber reden, aber währenddessen. Also es sei denn, wir fahren jetzt irgendwie gegen eine Mauer oder sowas. Oder wir fahren auf die Autobahn, wo wir mit dem Fahrrad gar nicht hin dürften. Dann ist natürlich. Dann ist es in meinen Augen sträflich, wenn man nichts sagt. Aber das Unternehmen steht nicht bei jeder Entscheidung, die getroffen wird, auf der Kippe. Und ja, das kann sein, dass wir auch mal fünf Kilometer Straße fahren, die jetzt nicht so schön sind. Aber ist das wirklich ein Problem? Selten Nein, überhaupt nicht.

 

Ja, ich bin tatsächlich auch schon in diese Lage gekommen. Jetzt nicht beim Fahrradfahren in einem anderen Kontext. Und ich weiß, dass es also schon ein bisschen auf die Zunge beißen ist und es ist wert. Es ist wirklich wert, das zu tun. Von daher sollte also eine Unternehmerin, ein Unternehmer, der sagt Ich würde gerne auch mehr Verantwortung abgeben, wirklich abgeben, Muss ich fragen Bin ich bereit dazu dann mich rauszuhalten, auch wenn vielleicht drei Augenpaare mich anschauen? Und was meinst denn du auch dann nichts zu machen? Genau wäre schon eine wichtige Voraussetzung. Ja. Ja. Ich habe noch eine Frage und die betrifft deinen Schlüsselmoment. Ich habe ja im Vorgespräch dir das schon angekündigt, dass ich meine Gesprächspartner immer nach einem Schlüsselmoment frage in ihrem Leben, beruflich oder privat, bei dem du dann gemerkt hast. Da hat sich jetzt wirklich was fundamental verändert. Das ist nicht rückgängig zu machen. Es kann sein, man merkt es in dem Moment. Es kann aber auch sein, Man schaut zurück und denkt dann Oh, da, da war so eine Wegkreuzung, Das war mir im Moment gar nicht klar. Aber wenn ich zurückblicke, schon. Mhm. Was magst du da teilen?

 

Also ich habe da einige Schlüsselmomente und ich habe bin schon einige Male gerade beruflich ziemlich hart links oder rechts abgebogen. Hm. Aber ein. Ein großer Schlüsselmoment war damals bei meiner Radtour, von der ich eben schon mal erzählt habe. Freiburg, Nordkap und zurück. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich länger als drei Wochen von zu Hause weg war. Das war das erste Mal, dass ich nördlicher war wie Sylt. Und im Vorfeld bin ich zwei Stunden in der Woche Fahrrad gefahren. Und dann habe ich mir vorgenommen, zum Nordkap und zurückzufahren. Also so round about 10.000 Kilometer. Und bin dann auf die die Reise gegangen. Ich habe mich da natürlich auch drauf vorbereitet und hatte auch ein ziemlich exaktes Bild vor Augen, wie es oben am Nordkap aus. Also wie es aussieht. Das habe ich dann irgendwann mal recherchiert. Das ist relativ schnell, aber ich hatte natürlich auch ein Bild vor Augen oben am Nordkap gibt es so ein Wahrzeichen, das ist so eine große Weltkugel, das ist ein Stahlgestell, was da steht, mehrere Meter hoch. Und das ist wirklich dann der nördlichste Punkt von Europa. So 5 Meter hinter diesem Wahrzeichen gilt eine 300 Meter Klippe runter, und dann kommt das Meer. Und dann kommt irgendwann der Nordpol und das war’s. Und ich hatte dann immer so ein Bild vor Augen, wie ich unter diesem Wahrzeichen dieser Nordhalbkugel stehe, die Arme hochreiße und ähm, ja, dass so mein Moment so ja mein Sieg in Anführungsstrichen ist, was ich dann was was ich Tolles geleistet habe. Das war natürlich auch so, ein bisschen hatte ich damit verbunden und ich bin dann bei Wind und Wetter da hochgefahren, damit man die Rahmenbedingungen noch ein bisschen besser kennt.

 

Es hat so an 50 % der Tage geregnet. Das war der regenreichste Sommer seit Wetteraufzeichnung. 2016 war das. Und als ich nach siebeneinhalb Wochen Radfahrens so 4300 Kilometer kurz vorm Ziel war da oben in Honningsvag gibt es noch einen Campingplatz, der ist 28 Kilometer vor dem vom Nordkap. Bin ich dann an dem letzten Tag nicht mehr alleine gefahren, sondern da waren noch drei weitere Radfahrer auf dem Campingplatz, die mit mir zeitgleich losgefahren sind. Und das habe ich natürlich mein Bild in Gefahr gesehen. Also dieses Bild, wie ich alleine unter dieser Nordkapkugel stehe, das war natürlich auf einmal in Gefahr. Da dachte ich so, das kann nicht sein. Also ich muss so schnell sein, dass ich die Abhänge und als erster da oben bin. Das muss man wissen. Man startet am Meeresufer, also auf Meereshöhe, im Prinzip, fährt ungefähr 300 Höhenmeter hoch, fährt ein Stück oben auf einem Plateau, fährt wieder ganz runter zum Meer, fährt noch mal diese 300 Meter hoch. Da warten so Gegenwind von ungefähr 60 Kilometer die Stunde. Ich hatte volles Gepäck dabei. Die anderen hatten ihr Gepäck auf dem Campingplatz gelassen, weil die am Campingplatz geschlafen habe. Ich wollte oben unbedingt pennen, das heißt, ich hatte 21 Kilo Gepäck dabei und ich war so ehrgeizig, dass ich die abgehängt habe, obwohl die drei genauso viel vorher gefahren sind. Die haben sich immer abgewechselt mit der Führung und so was. Und ich bin den Weg gefahren, weil ich unbedingt als Erster da sein wollte. Voll den Egotrip gemacht, was ich von mir persönlich vorher gar nicht so richtig kannte. Und dann 150 Kilometer vorm Ziel hatte ich, war ich wirklich schwarz vor Augen. Und dann 150 Meter nicht Kilometer. 150 Meter vom Ziel.

 

Genau.

 

Ähm, bin ich dann um dieses Besucherzentrum was da ist drumherum gefahren? Habe endlich diese Weltkugel gesehen und war so fertig, dass ich an dem Stein mit meiner Packtasche hängengeblieben bin und über den Lenker gestürzt bin. Auf die Schulter geschlagen, Ellenbogen aufgeschlagen, Hand war blutig und sowas. Also es war auch ein Sturz, wo man sich hätte mal ganz schnell das Schlüsselbein brechen können. Und da oben will man sich nicht sein Schlüsselbein brechen. Das kann ich nur so sagen. So und die sind auf der anderen Seite vom Besucherzentrum dann gefahren. Sie haben mich nicht da liegen sehen, weil ich hatte auch schon so viel Vorsprung. Und dann standen die schon auf dem Plateau, haben Fotos gemacht und ich lag da immer noch. Und das war. So ein. So ein krasses Gefühl, dass ich gesagt habe So, ey, was läuft hier eigentlich ab? Und, ähm, also das war nicht angenehm, um das mal auf den Punkt zu bringen. Und ich habe mir dann so gedacht so, hey, es macht überhaupt keinen Sinn zu meinen, dass man alleine. Besser ist wie die anderen. Und das ist das Thema. Wenn man Erfolg teilt, dann wird es mehr.

 

Und das ist.

 

Mein größtes Learning von dieser Tour gewesen. Und das ist ein ganz, ganz großer Wendepunkt auch in meinem Leben gewesen. Und ich danach habe ich auch meinen. Also wieder zurück war ich noch zwei Monate in meinem und in dem Unternehmen, wo ich gearbeitet habe. Ich habe dann den Job gekündigt und habe mich dann selbstständig gemacht. Und das ist so, so ist meine Selbstständigkeit jetzt als Berater entstanden im Prinzip, das war so das Tüpfelchen quasi, dass ich dann gesagt habe, ich, ich muss einen anderen Weg gehen, ich möchte einen anderen Weg gehen. Ja, das ist so ein. Ein großes Schlüssel Erlebnis gewesen in meinem Leben, wonach ich eine große Veränderung gemacht habe.

 

Ja, das kann ich mir vorstellen. Also dass das sehr eindrücklich ist, dazuliegen und die dann da zu sehen, Nee, das, äh, wow, und dann tut ihr noch was weh? Nicht?

 

Genau. Und das tat auch in der Seele weh. Das kommt noch hinzu. Also das war nicht nur der körperliche Schmerz, sondern das. Also da habe ich wirklich lange da oben gesessen. Also ich war 24 Stunden am Nordkap und ich habe das so ein Riesen, also wirklich ein riesen Besucherzentrum. Und ich habe ja gedacht, ich bin da einer von wenigen, die da oben hinkommen, aber da wurde ich auch eines Besseren belehrt. Da waren also mindestens 1000 Leute, wenn nicht sogar noch mehr. Also da werden wirklich dann abends, nachts um zwölf oder abends auf 12:00 hin, wenn dann die Sonne, die geht ja nicht mehr ganz unter, sondern die bleibt ja über dem Horizont stehen und geht dann wieder hoch. Das ist das Spektakel überhaupt. Und das war eine der ganz wenigen Sonnentage, die ich hatte. Überhaupt und das ist super selten, dass man da oben Sonne hat. Also wirklich Busse weise kommen da die Leute hin. Das sind Hunderte von Wohnmobils, Autos, Motorräder, wenige Radfahrer, aber man ist da in keinster Art und Weise alleine. Und dieses Besucherzentrum geht drei Stockwerke in den Fels, in den Boden rein und oben vorne ist halt. Das ist komplett verglast, wo man dann auf das Nordkap, auf dieses Wahrzeichen draufschaut und auch auf die See schaut. Und da saß ich Stunden alleine und habe mich wirklich gefragt Hey, was ist hier eigentlich gerade passiert? Und ja, also wie gesagt, das war nicht. Es war nicht wirklich schön erstmal so diese Erfahrung gemacht zu haben. Hey, ich mit meinem Egotrip und es ist alles voll daneben gegangen.

 

Ja, aber das ist immer wieder so, leider, dass wir durch Schmerz lernen. Und manchmal muss es schmerzhaft sein, dass man diese Hinweisschilder, die vielleicht vorher auch schon ganz sanft gewirkt haben, wirklich ernst nimmt. Ja, ja, ja, also.

 

Bei so einer Radtour, also das habe ich da immer wieder gemerkt, das war ja auch für mich eine Extremsituation. Also es war im Prinzip auf Hin und Rückfahrt für mich eine Extremsituation, wie gesagt, noch nie so lange gefahren. Skandinavien habe ich mich vorher überhaupt nicht für interessiert. Ich wusste gar nicht, wo es wo wirklich Finnland und Schweden und Norwegen ist, wie die Aufteilung ist und so was. Also so wenig kannte ich Skandinavien und. Da waren ganz, ganz viele Sachen, die ich da erlebt habe. Das war wirklich so im Zeitraffer, das ging was im, ich sag mal, im normalen, in Anführungsstrichen normalen Leben über eine längere Zeit geht. Was man dann auf einmal merkt, das ging da innerhalb weniger, teilweise weniger Stunden. Und wo ich gedacht habe so ey, ich bin so am Limit hier mit dem Ganzen, mit dem ganzen Setup, dass die kleinste Verwirrungen gleich eine relativ große Auswirkung hatten und das war schon. Also das war auch eine ganz schöne Lernerfahrung für mich.

 

Ja, sehr schön. Danke, dass du das geteilt hast.

 

Sehr gerne.

 

Und danke, dass du mit mir gesprochen hast. Jetzt hier im Podcast. Wir haben über das Buch radikal weg gesprochen, aber auch um ganz allgemeine Themen für Unternehmer und Unternehmerinnen, die interessant sind, wenn sie mehr Verantwortung abgeben möchten.

 

Ja.

 

Und du hast deine Erfahrung und deinen Erfolg geteilt. Hier im Gespräch.

 

Ja.

 

Das ist mein Ziel. Deswegen. Deswegen das Buch und auch mein erstes Buch auf die schlanke Tour. So werden Unternehmen lean und agil. Das war auch schon Ziel, mit dem Buch das zu teilen.

 

Ja.

 

Kann ich sehr gut nachvollziehen. Super. Herzlichen Dank. Sehr gerne liebe Maike.

Veränderungen entschlüsseln für mehr Erfolg und Gesundheit Lenz 4 Business Der Podcast für Menschen und Organisationen von und mit Maike Lenz-Scheele.