Episode 70 – Im Gespräch mit Dr. Michael Reuther

Erfolgreich Wein verkaufen: Winzer zwischen Tradition und modernem Marketing In dieser fesselnden Episode des Podcasts  tauchen wir in die Welt des Weinbaus ein, begleitet von einem außergewöhnlichen Gast: Dr. Michael Reuther. Michael vereint die faszinierenden Welten eines Winzers, Ökonomen und Naturwissenschaftlers in sich. Er bringt Licht in die Kunst des Weinbaus und die Herausforderungen, die Winzer beim Verkauf ihrer Produkte meistern müssen. Unser Gespräch beginnt mit einem Einblick in Michaels Morgenroutine als Winzer und den friedlichen Momenten im Weinberg bei Sonnenaufgang. Er erklärt, wie die Ausbildung im Weinbau sich im Laufe der Jahre entwickelt hat und heute hochqualifizierte Fachkräfte hervorbringt. Doch das Herstellen des Weins ist nur ein Teil der Gleichung – der Verkauf stellt oft die größere Herausforderung dar.

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Inhalt der Episode

Erfolgreich Wein verkaufen: Winzer zwischen Tradition und modernem Marketing

In dieser fesselnden Episode des Podcasts  tauchen wir in die Welt des Weinbaus ein, begleitet von einem außergewöhnlichen Gast: Dr. Michael Reuther. Michael vereint die faszinierenden Welten eines Winzers, Ökonomen und Naturwissenschaftlers in sich. Er bringt Licht in die Kunst des Weinbaus und die Herausforderungen, die Winzer beim Verkauf ihrer Produkte meistern müssen.

Unser Gespräch beginnt mit einem Einblick in Michaels Morgenroutine als Winzer und den friedlichen Momenten im Weinberg bei Sonnenaufgang. Er erklärt, wie die Ausbildung im Weinbau sich im Laufe der Jahre entwickelt hat und heute hochqualifizierte Fachkräfte hervorbringt. Doch das Herstellen des Weins ist nur ein Teil der Gleichung – der Verkauf stellt oft die größere Herausforderung dar.

Michael Reuther teilt seine Leidenschaft dafür, Winzern zu helfen, ihre Weine erfolgreich zu vermarkten und dabei sowohl ökonomisch als auch ökologisch nachhaltig zu arbeiten. Er diskutiert auch, wie er seine umfangreiche Erfahrung in Marketing und Geschäftsentwicklung nutzt, um Winzer in ihrer kaufmännischen Reise zu unterstützen.

Neben den technischen Aspekten des Weinbaus gehen wir auch auf die persönlichen und unternehmerischen Herausforderungen ein, die Winzer bewältigen müssen, wie den Generationswechsel in Familienbetrieben und die Notwendigkeit, authentisch zu bleiben, um sich in einem gesättigten Markt zu behaupten.

Abgerundet wird unser Gespräch durch Michaels Einblicke in die Bedeutung von Netzwerken und den Austausch mit anderen Winzern, um innovative Ansätze und persönliches Wachstum zu fördern.

Verpasse nicht diese inspirierende Episode, die tief in das Herz der Weinindustrie eintaucht und wertvolle Lektionen für Winzer und Unternehmer aus allen Branchen bietet.

Wir sprechen über Lieblingsweine, die zu entsprechenden Situationen passen müssen. Heimische und ausländische Weine und Weincocktails, wie beispielsweise eine Scheupirinha.

Im Schlüsselmoment geht es auch darum, wie wir Entscheidungen treffen, aus dem Kopf oder dem Bauch heraus? Bei Michael geht es von der Sauna in den Kopf und dann in den Bauch. Den wichtigen Aspekt der Zeit sprechen wir an. Wie das genau funktioniert und Veränderungsprozesse gelingen lässt hörst du im Podcast.

Kontakt aufnehmen zu Michael kannst du über seine Seite https://erfolgreicherweinverkaufen.de

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Maike Lenz-Scheele

Transkript zu dieser Episode

Transkript der Episode

Veränderungen entschlüsseln – für mehr Erfolg und Gesundheit Lenz 4 Business – der Podcast für Menschen und Organisationen von und mit Maike Lenz-Scheele.

. Die Winzer sind in aller Regel super ausgebildet, wenn es darum geht, wie sie den Weinberg bearbeiten, wie sie Trauben erzeugen, wie sie den Wein draus machen. Da haben wir inzwischen super fähige Menschen. Hatten wir eigentlich schon immer, aber inzwischen kann man das studieren. Man lernt es. Die Ausbildung ist super, aber die Weine dann auch zu verkaufen, das ist natürlich die nächste Kunst. Und der Winzer will ja davon leben. Und auch ein Winzer will ja seine Familie ernähren. Er will auch die die Natur irgendwie, mit der er ja arbeitet, erhalten. Aber deswegen muss er auch ökonomisch nachhaltig arbeiten. Und das ist das. Wobei ich ihm unheimlich gerne helfen möchte. Ja, es ist einfach, glaube ich, die Frage Nimmt man sein Schicksal selber in die Hand oder oder lässt man das Schicksal über sich entscheiden? Und ich habe in dem Fall einfach das Gefühl gehabt, ich ich steuere das lieber von mir aus.

 

Veränderungen entschlüsseln für mehr Erfolg und Gesundheit Lens for Business Der Podcast für Menschen und Organisationen von und mit Michael Lentz Scheele.

 

Herzlich willkommen, lieber Michael.

 

Ja, herzlichen Dank für die Einladung.

 

Ich freue mich, heute mit Dir zu reden, denn du hast so eine ganz ungewöhnliche Kombination an Professionen. Du bist Winzer, Ökonom und Naturwissenschaftler. Das ist wirklich sehr einzigartig. Und wenn ich dich jetzt mal als Winzer anspreche was ist denn für dich so ein optimaler Morgentag, in dem. Wir haben jetzt ja auch können wir ja sagen 10:00. Ich weiß nicht, wann du aufgestanden bist, aber wie ist so ein Start als Winzer für dich in den Morgen, dass du sagen kannst, das ist ein gelungener Start?

 

Also gelungener Start ist bei mir eigentlich meistens, wenn ich morgens in den Weinberg rausgehe. Ich habe einen Osthang und da scheint die Sonne drauf. Und das ist eigentlich auch schon gleich der schönste Moment am Tag, wenn du rausgehst. Die Sonne ist schon ein bisschen am Himmel, weil ich gehe nicht um 4:00 morgens raus. Wenn, dann gehe ich eben eher zu einer gemäßigten Zeit raus. Aber da ist dann schon die Sonne im Weinberg und wenn es dann eben früh ist, ist es alles noch so ein bisschen friedlich und das ist eigentlich schon ein guter Start. Dann kannst du, dann geht die Arbeit auch ganz gut von der Hand. Im Moment ist sehr viel Laufarbeit zu machen. Also wo du wirklich zu Fuß durch den Weinberg gehst, mit den Händen was machst. Und da ist dann eigentlich eine schöne Stimmung. Schön, wenn es trocken ist und die Sonne scheint, klar. Aber ich glaube, das ist das Wetter, was wir alle mögen.

 

Ja, obwohl zu viel Sonne mag ich nicht. Dann mag ich auch nicht durch die Weinberge gehen, weil es gibt halt keine schützenden Bäume, die Schatten spenden. Das finde ich so bei Wanderungen durch Weinberge immer mal so ein kleines Manko, weil ich sehr sonnensensitiv bin. Aber natürlich, klar, jetzt so in der Anfangszeit, da ist man ja schon sonnenhungrig, auch ich.

 

Und das ist am Morgen eben noch das Schöne. Es ist nicht so heiß und das wird im Sommer dann ganz speziell so sein, dass ich die Arbeit am liebsten morgens mache oder eben spät abends, damit ich nicht die Hitze ab kriege. Und meine Rebzeilen sind so, dass ich auch morgens im Zweifelsfalle Schatten hätte. Also die ziehen von Nord nach Süd. Ähm, ja.

 

Und als Ökonom angesprochen, was wäre dann ein guter Start in den Tag für dich?

 

Ah ja, gut. Ich meine, als Ökonom, sage ich mal, versuche ich ja, den Wesen zu helfen, erfolgreicher Wein zu verkaufen. Und da werden natürlich der Staat, dass wir dann auch morgens schon mal ein Gespräch haben können, wo wir eben schauen, wie, wie gehen wir so was an? Ich bin im Moment noch im Aufbau meiner Selbstständigkeit. Von daher wäre natürlich ein neuer Auftrag sicherlich, was ich begrüßen würde. Ne, aber es geht mir im Moment eigentlich darum, vor allen Dingen mit den Winzern zu sprechen, die Probleme zu erkennen, die die haben und Lösungsansätze zu entwickeln. Also ich bin jemand, der unheimlich gerne Dinge analysiert und versteht und eben daraus dann auch entwickelt. Was können wir damit machen, Wo, wo ist der Haken? Wo ist auch vor allen Dingen der Punkt, wo der größte Hebel ist. Weil ich will ja nicht unendlich viel arbeiten, sondern ich möchte eigentlich effizient arbeiten. Und das ist eigentlich das Spannende, wonach ich meistens am Suchen bin. Wo ist der beste Hebel, wo kann man am besten was erreichen?

 

Und das klingt so, als ob du das schon aus reiner Selbstfürsorge so machst, dass du nicht zu viel arbeiten musst. Und deine Kunden natürlich auch nicht, was eben auch Winzer sind. Das haben wir jetzt ja noch gar nicht hier gesagt. Du hast eine ein Konzept entwickelt erfolgreicher Weine verkaufen, um den Winzern in deiner Region, aber auch ich denke in ganz Deutschland zur Seite zu stehen, dass sie mit den Herausforderungen, die da sind, nämlich gestiegene Kosten. Kunden, die verunsichert sind und auch das Klima, das sich ja extrem wandelt, dem begegnen zu können.

 

Ja, also generell einfach. Ich denke die die Winzer sind in aller Regel super ausgebildet, wenn es darum geht, wie sie den Weinberg bearbeiten, wie sie Trauben erzeugen, wie sie den Wein draus machen. Da haben wir inzwischen super fähige Menschen. Hatten wir eigentlich schon immer, aber inzwischen kann man das studieren. Man lernt es. Die Ausbildung ist super, aber die Weine dann auch zu verkaufen, das ist natürlich die nächste Kunst. Und der Winzer will ja davon leben. Und auch ein Winzer will ja seine Familie ernähren. Er will auch die die Natur irgendwie, mit der er ja arbeitet, erhalten. Aber deswegen muss er auch ökonomisch nachhaltig arbeiten. Und das ist das. Wobei ich ihm unheimlich gerne helfen möchte.

 

Und du hast ja da meistens wahrscheinlich, das ist eine Vermutung von mir, mit Familienbetrieben zu tun, oder?

 

Ja, wir merken ja schon seit, ja schon seit Jahrzehnten, dass sich die Branche konsolidiert. Also wir werden immer größer, die Betriebe werden immer größer und es sind noch sehr viele Familienbetriebe. Aber es gibt auch schon Betriebe, die also regelrecht Firmen sind. Gerade die größeren gehen dann eher in die Richtung, wobei der Boden typischerweise schon noch in Familienbesitz ist und eben, da die Familie schon eine ganz große Rolle spielt.

 

Ja und wie groß kann ich mir so ein Unternehmen vorstellen? Also wenn ein Winzerbetrieb als Unternehmen geführt wird, wie viel Mitarbeiter gibt es da?

 

Ja, das ist von ganz klein, wo eben nur die Familienmitglieder arbeiten bis so eine typische Größe, wo dann, ähm, sage ich mal, Helfer mitarbeiten. Das sind oft ausländische Mitarbeiter oder eben ein paar einheimische Mitarbeiter mit einer festen Stelle. Dann sprechen wir mal über 5 bis 10 Personen. Aber wenn ich jetzt an so eine Winzergenossenschaft denke, da können es dann auch schon mal an die 100 Leute gehen. Wenn man die ganzen Familien mit betrachtet, die eben zuliefern, die die Mitglieder der Betriebe sind, aber auch die Mitarbeiter in so einer Winzergenossenschaft. Das kann auch schnell, also ist sicher zweistellig, kann aber auch fast bis zu dreistelligen Zahl gehen, je nach Größe.

 

Also wenn man sich in der Winzergenossenschaft zusammen tut. Genau das sind die meisten, oder?

 

Ähm, das hängt ein bisschen von der Region ab. Es gibt Regionen, wo die Winzergenossenschaft dominieren und es gibt Regionen, wo das eher selten ist. In der Pfalz ist es eine Mischung. Ich würde mal sagen, also in der Pfalz, wo ich herkomme, da haben wir etwa 1/3 über die Winzergenossenschaft abgedeckt.

 

Wo kommst du her? Aus der Pfalz.

 

Aus Wachenheim an der Weinstraße. Das ist jetzt auch ein Teil, das man im Hintergrund sieht. Man sieht in die Rheinebene, die Weinstraße geht quer hier durch, ähm, Weinstraße Wachenheim ist in der Mitte etwa der Weinstraße, ein bisschen nördlicher als die Mitte zwischen Neustadt und Bad Dürkheim.

 

Mhm. Sehr schön. Ich war mal in Edenkoben mit dem Wohnwagen unterwegs und wir haben da auf einem Stück Grünfläche gestanden, was so zum Weingut dazugehörte. Das war ein wunderschönes Wochenende. Das machen ja mittlerweile auch viele Winzer. Dass man da mit einem Camper oder Wohnwagen stehen kann, so als kleinen Zuverdienst, denke ich.

 

Ja, ich denke, das ist eine gute Idee, dass man gerade bei so einem Weinbaubetrieb auch diversifiziert, dass man eben zum Beispiel Tourismus, Gastronomie oder eben andere weinbaunahe Tätigkeiten mit kombiniert, zum Beispiel Rebveredlung noch mit dazu nimmt oder Dienstleistungen im Weinbau. So kann man eine Rebveredlung. Ähm, ja, wir haben seit dem seit die Reblaus von Amerika nach nach Europa gekommen ist, das Problem, dass wir einen Schädling haben, der den europäischen Reben an die Wurzeln geht und also europäische Reben heißt, die wie diese Vinifera, die Rebe, die die edle Weinrebe, die in Europa den Wein erzeugt, die ist da empfindlich. Es gibt Weinreben in Amerika, in Asien, die sind genau nicht empfindlich. Deren Weine sind aber nicht so gut. Und man hat jetzt also dann herausgefunden, dass man dieser Reblaus dahingehend begegnet, dass man die Reben veredelt. Man nimmt also eine amerikanischen Wurzelstock und eine europäische Fruchtroute. Und die Kombination, das nennt man dann veredeln, wenn man die zusammenfügt, so dass man, also wenn man neue Reben pflanzt, diese veredelten Reben nimmt. Die Reblaus resistent sind. Und das ist ein tatsächlicher Geschäftszweig. Wenn neue Weinberge angepflanzt werden, muss man diese Reben dann kaufen.

 

Und das würde dann auch dem Thema Klimawandel begegnen, oder?

 

Das ist ein Thema, das stammt noch aus dem 19. Jahrhundert letzten Endes, Da waren wir noch nicht beim Klimawandel. Aber ja, tatsächlich geht das auch in Richtung Klimawandel, weil wir kämpfen jetzt hier vor allen Dingen ja, mit höheren Temperaturen und mit oft weniger Niederschlägen als vorher. Und wenn Niederschläge, dann vielleicht eher starke Niederschläge, also mehr Gewitter. Und das heißt, wir brauchen dann Reben. Man nennt das in dem Fall die Unterlagen, also die Wurzelteile, die Wurzelanteile der veredelten Rebe, die trockenresistent sind, die also mit trockenen Böden, mit mit weniger Wasser besser umgehen können. Und wenn man da jetzt ähm Unterlagsreben Wurzelreben hat, die Trockenresistenz oder besser resistent gegen Trockenheit sind, ist das eine Möglichkeit dem Klimawandel zu begegnen?

 

Hm, das habe ich auch beim Waldbau mitbekommen, dass einfach andere Bäume und Baumarten jetzt angepflanzt werden, die mit den anderen Witterungsverhältnissen besser klarkommen? Ja, da muss man einfach was tun, ne?

 

Genau da haben wir tatsächlich eben auch Forschungsaktivitäten in die Richtung. Man muss nur bedenken ein Weinberg, der steht so 20 bis 30 Jahre und erst dann macht es ökonomisch auch Sinn, denn wieder neu anzupflanzen. Das heißt, wenn ich jetzt heute einen Weinberg neu anlege, dann überlege ich mir schon Welche Unterlage nutze ich die möglicherweise gegen Trockenheit oder auch gegen höhere Temperaturen besser gewappnet ist? Ja.

 

Ja.

 

Und nicht nur die Unterlagsrebe, auch die Fruchtrebe. Ähm, ich werde demnächst einen Vortrag halten zu dem Thema. Ähm, kommt der Riesling ins Schwitzen? Weil wir natürlich auch bei den Weinreben, also auch bei den bei den Fruchtreben ähm, das Thema haben. Wie gehen die mit Hitze und Trockenheit um? Welche Weine werden dann daraus? Oder welche Trauben entstehen daraus? Und dann welche Weine?

 

Und wo kann man diesen Vortrag hören von dir?

 

Das ist jetzt erstmal für den Kreis Volkshochschule. Schauen wir mal, wenn der dann fertig ist, ob ich den dann noch woanders halten kann.

 

Ja, ich meine auch das online zu machen ist ja sicherlich eine gute Alternative.

 

Da sind wir noch am überlegen, wie wir es machen werden, ob man es in Präsenz machen oder ob es dann über online geht. Vielleicht wird es auch aufgezeichnet.

 

Das wollte ich gerade sagen. Aufzeichnen und dann hinterher hochladen ist ja auch eine super Möglichkeit. Okay, aber jetzt kommen wir ins Marketing. Aber das zeigt schon, Du hast ja diese verschiedenen Facetten. Ich will das nur kurz sagen, diese Befähigung als Ökonom, die hast du, weil du wirklich viele Jahre in großen Konzernen für Marketingstrategien und Preisgestaltung zuständig warst. Und das bringst du jetzt mit in die in deine Tätigkeit, Winzer zu beraten.

 

Genau das war die Idee. Ich hatte die Möglichkeit, mich selbstständig zu machen und war dann am überlegen, was ich denn am erfolgversprechendsten machen könnte mit dem Hintergrund aus Vertrieb, Marketing und Geschäftsentwicklung und der Leidenschaft für den Weinbau. Ich sagte Das ist doch die Kombination. Zumal ich eben bei meiner Recherche herausgefunden habe, dass es da noch nicht wirklich viele gibt, die da in die Richtung beraten.

 

Das klingt gut.

 

Dachte ich auch, aber es ist trotzdem Arbeit.

 

Alles ist Arbeit. Natürlich. Und passiv ist nichts. Da gibt es ja viele Versprechungen. Aber letztendlich, vor allen Dingen, wenn man irgendwo einsteigt, muss man erstmal Arbeit rein geben. Und ich persönlich finde das auch völlig in Ordnung. Ich habe eben am Anfang noch gesagt, Du bist Winzer, Ökonom und Naturwissenschaftler. Dein Doktor ist nicht medizinisch, sondern du bist Astronom. Wenn du jetzt als Astronom meine Frage beantworten würdest wie wäre denn ein optimaler Tag für dich als Astronom?

 

Also ich ja, ich habe tatsächlich die Doktorarbeit in Astronomie gemacht und ich habe auch beobachtet, also wirklich optische Astronomie am Teleskop Beobachtungen durchgeführt und in dem Moment ist der beste Morgen eigentlich der, an dem man eine erfolgreiche Beobachtungsnacht hatte. Klarer Himmel, ideale Beobachtungsbedingungen und man einen Riesensatz an Daten gewonnen hat, den man dann in der nächsten Zeit gut auswerten kann. Der geht dann also mit einem Kaffee wahrscheinlich und dann direkt ab ins Bett weiter. Das ist dann der ganz ungewöhnliche Morgen als Astronom. Wobei ich dazu sagen muss natürlich, ich habe nur an die 20 Nächte innerhalb dieser Doktorarbeit wirklich beobachten können, weil das ist eine sehr wertvolle Zeit, die man an so einem Teleskop verbringen darf. Das wird einem zugeteilt und wenn man Glück hat und das Wetter stimmt, dann kann man auch seine Daten gewinnen. Aber die meiste Zeit verbringt man natürlich an der Vorbereitung und Auswertung.

 

Hm, Ja. Aber Sterne beobachten ist schon noch was, was du tust. Vielleicht dann am Abend eher oder so?

 

Ja, also das ist jetzt vielleicht der Nachteil an unserem an unserer Region. Wir sind ja hier in der Rheinebene. Wir haben sehr viel Streulicht nachts. Also Beobachtungsbedingungen sind bei uns nicht sehr ideal. Wenn ich rausgehe und der Himmel ist klar, ich gucke immer mal hoch und gucke, was man so gerade sieht an Sternbildern. Vielleicht haben wir auch einen Planet dabei. Aber jetzt wirklich zu beobachten ist bei uns nicht unbedingt die Bedingung. Ich lese ein bisschen so populäre fachwissenschaftliche Literatur, um so ein bisschen auf dem Laufenden zu bleiben, was da so passiert. Die Polarlichter, das was vor kurzem ja vielleicht einige gesehen haben. Da war ich ganz fasziniert von als etwas sehr Seltenes ist, was man bei uns sieht. Oder wenn was anderes am Himmel zu sehen ist, was mal nur einmal oder eben selten vorkommt. Das interessiert mich dann schon, aber ist wirklich im Moment ein bisschen in den Hintergrund gerückt.

 

Du hast eben gesagt, in der Region, wo du herkommst, gibt es Streulicht. Ähm, was ist das?

 

Ja, das sind einfach die ganzen Lichter. Laternen, die nachts an sind. Und wenn die Luft immer so ein bisschen Staub enthält oder ein bisschen Wasserdampf, dann wird das gestreut. Und dann kriegst du eben auch dort Licht, wo du eigentlich gar keins haben wolltest. Ähm, das ist in Ballungszentren einfach inzwischen gang und gäbe. Ähm, und das ist zum Beobachten natürlich störend.

 

Ja, absolut. Ich hatte das vermutet, war mir aber nicht sicher, weil das Thema Lichtverschmutzung, das ist ja schon ziemlich groß und mich persönlich nervt das auch völlig. Ich wohne in einer Stadt, eigentlich am Rande und die Straßenlaternen sind die ganze Nacht an jede einzelne. Dann denke ich immer warum machen die nicht nur jede zweite an? Das würde völlig reichen, um mich persönlich sicher zu fühlen. Würde Energiekosten sparen und nicht so viel Lichtverschmutzung bringen.

 

Es gibt Konzepte, also zum einen, dass man abschaltet oder dass man auf Bewegung hin wieder anschaltet. Was inzwischen auch gemacht wird, ist, dass die meisten Laternen so gemacht werden, dass sie wirklich nur nach unten abstrahlen. Also früher war es eher noch so, dass auch die Laternen sehr stark nach oben abgestrahlt haben, wo sie überhaupt nicht genutzt haben. Da kann man einiges machen. Aber wenn ich von bei mir auf der Terrasse stehe und Richtung Mannheim Ludwigshafen schaue, da ist nachts richtig viel los.

 

Ja, ja, da hast du einen richtigen Lichtkegel. Wahrscheinlich.

 

Genau. Ja.

 

Ja. Kommen wir noch mal zu deinen Kunden. Kosten. Die Unsicherheit bei den Kunden und der Klimawandel, das sind ja Herausforderungen, denen die begegnen müssen und somit auch du. Und das sind so Reize, die von außen kommen. Problemstellungen, die die Verhältnisse beschreiben, so von außen, wie es gerade ist. Gibt es auch Herausforderungen, die du beobachtest, die mehr so vom Inneren kommen? Vom. Von der Winters Familie. Also Thema Nachfolge könnte ich mir jetzt vorstellen. Oder auch bei dem ein oder anderen vielleicht Selbstzweifel. Also jetzt nicht nur so an der eigenen Person, aber am am Wert des eigenen Weines. Wie viel kann ich nehmen? Geht das überhaupt so? Also das sind ja eher Sachen, die dann mit der eigenen Persönlichkeit zu tun haben.

 

Ja, also schon eine richtige Vermutung. Der Generationswechsel ist meistens ein ganz großes Thema da. Da hat man dann viele Diskussionen. Wird der Stil so weitergeführt? Bringt die neue Generation neue Ideen mit rein? Oft ist auch ein Thema, wenn eben in der neuen Generation mehrere Personen sind, sprich Geschwister da sind. Wie geht man damit um? Ist jetzt die eine Person, die den Betrieb übernimmt, die andere, die vielleicht mitarbeitet oder eben rausgeht. Das sind. Das sind so innere Themen. Und ja klar, nicht jeder Winzer ist gleich oder nicht jeder Winzer in ist gleich. Manche sind eben Verkaufstalente. Die, die in der Kommunikation mit dem Kunden unheimlich gewandt und und geschickt sind. Und andere tun sich da unheimlich schwer, so dass da die Problemstellungen einfach sehr unterschiedlich sind. Die einen machen einfach super guten Wein, aber wissen nicht, wie sie wie sie an wen sie den verkaufen sollen und und und Und wie sie dann ihren Kunden erklären, was sie da gemacht haben und andere, die wissen eigentlich genau, wer ihre Zielkundschaft ist. Was die trinken möchten, machen exakt den Wein und kommunizieren das auch so und sind dann in aller Regel ökonomisch sehr erfolgreich.

 

Ähm, Da finde ich halt, hilft es immer schon von vornherein mal ein bisschen über den Tellerrand zu schauen, dass eben die Winzer auch mal schauen, was andere machen. Und ich beobachte das, dass es auch tatsächlich stattfindet. So als ich klein war. Dann war es noch so die die Kellertüren, die waren verschlossen, da hat man niemand reinschauen lassen. Die Winzer untereinander haben eher sich als Konkurrenz gesehen und uns ja nicht verraten, was man macht. Und heute ist das eher gang und gäbe, dass man auch mal rüber geht, probiert, dass man sich trifft und Weine mitbringt. Und das finde ich super gut, weil das natürlich zu Anreizen führt zum Selbstreflexion. Dass man also schon sehr viel auch ähm ja dadurch lernen kann, indem man einfach mal sich mit anderen unterhält. Das ist in der Region wie der Pfalz glaube ich ganz gut gelungen. Von anderen Regionen habe ich gehört, dass die da noch ein bisschen dran arbeiten, dass die das auch schon gesehen haben, wie es bei uns oder in Rheinhessen oder eben in anderen großen Weinbauregionen geht. Aber in den kleinen ist es zum Teil noch nicht so verbreitet.

 

Mhm, das sind die Traditionen noch stärker, dass jeder auch.

 

Einfach die kritische Masse vielleicht nicht da Ich meine, das ist dann, wenn es nicht so viele Winzer gibt, dann muss man die auch erstmal treffen, sag ich mal.

 

Mhm.

 

Das setzt sich auch nur mit Leuten zusammen, die man einigermaßen mag. Also kommt ja dazu und man sucht ja schon sich seine Leute raus, mit denen man auch auskommt. Wenn man sich unterhält, ist.

 

Man auch tun. Das ist ja sinnvoll. Also nicht nur mögen, sondern auch wo, wo eine gute Zusammenarbeit möglich ist und und Austausch auf Augenhöhe. Ähm, klar. Und wenn die kritische Masse da nicht groß genug ist, dann findet man die nicht unbedingt in der eigenen Gegend. Ja, genau. Wäre es ja eigentlich schön, man würde auch über das eigene WeinanbauGebiet hinausschauen.

 

Ja, ich sage mal, die meisten, die studieren, studieren sehr an an zentralen Orten wie zum Beispiel Geisenheim oder in Neustadt oder in Heilbronn. Und da trifft man natürlich auch Leute aus anderen Weinbaugebieten. Aber wenn man dann zurück in den Betrieb geht, dann verengt sich das dann schnell wieder.

 

Ja, jetzt hast du ja schon Dinge genannt, die dafür verantwortlich sind, dass ein Weingut wirklich erfolgreich geführt werden kann. Unter anderem das Netzwerken, jetzt aber auch der ökonomische Blick darauf. Was müsste denn so ein Winzer oder eine Winzerin tun, um das so richtig gegen die Wand zu fahren.

 

Um sie an die Wand zu fahren?

 

Ja.

 

Ähm, ja. Gut, im Prinzip ist das jetzt. Man kann es schön umkehren. Also, ich. Ich bin der Meinung, dass das jedes Weingut erfolgreich sein kann, wenn es einzigartig, ähm, echt und enkeltauglich ist. Äh, enkeltauglich ist für mich die Übersetzung für nachhaltig. Und ich denke, wenn man das jetzt umdreht, dann hat man eigentlich schnell das Rezept, uns an die Wand zu fahren. Also wenn ich eben sage, ich mache genau das, was mein Nachbar macht. Ich mache nichts anders, wenn ich vor allen Dingen nicht nachhaltig arbeite, sowohl ökonomisch als auch ökologisch, werde ich auch demnächst an der Wand sein. Und das Schlimmste ist eigentlich und das ist das, was die meisten unterschätzen, dass sie nicht echt sind, dass sie irgendwas machen, sich verbiegen, was sie gar nicht selber sind. Also das ist oft eine Gefahr, dass man sieht aha, da, der und der macht das ganz erfolgreich. Ich mache das jetzt auch so, aber das ist eben nicht der eigene Stil und da tut man sich mindestens schwer, wenn nicht, man schafft es einfach gar nicht, den den anderen zu imitieren. Und das ist, glaube ich, das, was am schwierigsten zu verstehen ist. Klar, wenn ich nicht wirtschaftlich arbeite, fahre ich an die Wand, also wenn ich, wenn ich zu viel Geld ausgebe, als ich einnehme. Aber das mit der Echtheit, das glaube ich, das müssen viele noch. Da müssen Sie sich über ihre eigene Persönlichkeit bewusst werden, über das, was sie eigentlich machen wollen. Und erst wenn das mit dem übereinstimmt, was sie tun, glaube ich, läuft es auch richtig.

 

Hm. Und auch finde ich mit dem Branding, weil ich gestehe, wenn Ich war jetzt gerade wieder im Urlaub. Wir waren in Norddeutschland auf Amrum. Da gibt es super Wein zu kaufen in einem Supermarkt. Wirklich richtig toll. Wie wähle ich das aus? Nach dem Etikett? Ja, und was mich das Etikett anspricht, danach kaufe ich. Also das ist auch ein wichtiger Aspekt, der vielleicht nicht immer so von traditionellen Unternehmen bedacht wird.

 

Ja, wobei ich sagen muss, Jetzt gerade zum Beispiel bei meiner Berufswahl, habe ich gemerkt, dass es in dem Bereich sehr viel Beratung und sehr viele Agenturen gibt. Die, die helfen können, die super Arbeit machen. Also nicht nur eine, sondern wirklich viele. Die, die da gerade beim Branding und bei der Promotion, bei den bei der visuellen Identität eines Betriebs sehr viel mitmachen können. Ähm, ich denke, die Kunst dabei ist eben, den Winzer da abzuholen zu erkennen. Winzer Ich möchte das jetzt ja nicht auf ein Geschlecht festlegen. Die den Betrieb abholen, die wissen, wie der Betrieb eigentlich tickt und das dann visualisieren. Das ist eine große Kunst. Ich weiß das.

 

Nee.

 

Es muss.

 

Passen. Ähm, weiß ich jetzt, dass das zum Beispiel nicht meine Stärke ist? Ich denke, ich kann das vielleicht eher in der verbalen Kommunikation. Aber so, diese Designmenschen, die daraus dann eine schöne Visualisierung machen, das finde ich schon bewundernswert. Und das hilft natürlich gerade bei der Auswahl, weil es um Zielkundschaft geht. Es geht ja darum, dass ich genau die Leute ansprechen möchte, die dann nachher meinen Wein auch schätzen. Und, ähm, das sollte eben auch dann visuell transportiert werden.

 

Was ist denn dein Lieblingswein?

 

Hm.

 

Ja, das ist. Das liegt jetzt so ein bisschen daran, wie du schon vorher gesagt hast, dass sie sich Ökonom, Winzer, Naturwissenschaftler bin, dass ich eben sehr breit angelegt bin. Und ich finde, Wein muss zu einer Situation passen. Deswegen kann ich jetzt schlecht sagen Ich trinke immer diesen Wein, weil das tue ich definitiv nicht. Ich habe natürlich Vorlieben, die sind geprägt von Herkunft, die sind geprägt von dem, was man am meisten trinkt. Und sage ich mal, wenn man einfach aus einer Gewohnheit heraus irgendwas nimmt, dann steht meistens bei mir Riesling auf der Flasche. Ähm. Aber ich bin da sehr offen. Ich bin auch neugierig. Ich mache zurzeit ja noch das Diplom in Wiens. Das ist im Prinzip ein internationaler Kurs. Weine der Welt. Ähm, da probierst du von allen Herrenländern weine und und lernst die einzuschätzen. Und das macht mir unheimlich Spaß. Auch auch mal einen australischen Riesling zu probieren. Oder eben. Aus Argentinien einen Torrenttest. Das ist eine Sorte, die es eigentlich nur dort wirklich gibt. Die wird man normalerweise bei uns auch nicht finden im Supermarkt. Aber ich finde es halt schön, dass man probieren zu können. Von daher bin ich da nicht sehr festgelegt.

 

Mhm.

 

Das klingt gut. Also da guckst du auch über den Tellerrand hinaus.

 

Ja, also ich glaube, als Astronom hat man ein gewisses Faible, um über den Tellerrand zu schauen.

 

Das glaube ich auch. Das stimmt ja. Ich liebe auch den Riesling sehr. Wenn ich essen gehe, bestelle ich eigentlich immer eine Weinschorle bei mir oft der Geschmack sonst zu intensiv ist und ich kann einfach nicht so viel trinken. Das finde ich dann blöd. Und ich habe entdeckt den Blanc de Noir, den ich total lecker finde und was ich noch entdeckt habe, was mich sehr erstaunt hat die Scheurebenschorle. Na, Scheurebe schmeckt ja erstmal. Also süß. Ich weiß nicht, ob das ein Ausdruck ist. Wahrscheinlich nicht, Aber das habe ich in Bingen kennengelernt, wo ich öfter bin. Das sind ja drei WeinanbauGebiete, die zusammenkommen. Von daher ist es eine große Vielfalt an Wein, an Weißwein. Ich kann auch nur Weißwein trinken, weil ich eine Histaminintoleranz habe und Rotwein für mich damit passe ist. Aber da, da habe ich so eine große Vielfalt. Und die Scheu. Rebenschorle, die schmeckt großartig  mit saurem Sprudel, also mit Mineralwasser.

 

Ja, ja, Ähm. Wir hatten vor kurzem bei uns in der Winzergenossenschaft, ähm, da hatten sie Wein, Cocktails und da gab es eine. Eine Scheu. Pirina also eine Caipirinha statt mit Rum, mit Scheu gemacht, also auch mit gequeschtem Eis, mit mit Zucker und mit Minze. Also dieses Caipirinha Rezept. Dann mit Scheu, äh und durch diese aromatische Bukett der Scheurebe hatte das wirklich einen sehr spannenden, sehr angenehmen und und und pfiffigen Geschmack. Nicht so viel Alkohol eben. Ähm, war ein schönes Getränk. Also. Scheu Pirinha, weil wir jetzt gerade von der Schorle hatten, das ist ja auch mit blubber Also da war dann auch ein bisschen Mineralwasser mit dabei. Mhm, das ist eben toll.

Scheu Pirinha. Also, liebe Hörerinnen, da gibt es was auszuprobieren. Vielleicht gibt es einen neuen Sommer Trink, der dann über Spritz und Spritz hinausgeht, denn das ist wiederholt sich ja auch alles irgendwie, ne?

 

Ja, also ich finde man sollte eben da offen sein und mal was ausprobieren. Manchmal passt und manchmal sagt man okay, hat man was gelernt?

 

Genau.

 

Super. Ja, vielen Dank jetzt schon mal für diese für das Rezept und auch für die Einblicke in das Winzerleben und auch wie du da unterstützend tätig sein kannst. Jetzt habe ich noch die Schlüsselmoment Frage an dich und die bezieht sich ja auf Veränderungsprozesse im Allgemeinen.

Und Ich würde mich freuen, wenn du einen Schlüsselmoment teilst, wo du gemerkt hast, hier bin ich wirklich an der Wegkreuzung, wo es nicht mehr zurückgeht. Hier ist eine Veränderung eingetreten, die kann ich nicht mehr rückgängig machen und ich kann jetzt nur noch den Weg nach vorne bestimmen. So ein Schlüsselmoment hast du da. Was kann beruflich oder privat sein?

 

Ja, es sind tatsächlich mehrere in meinem Leben. Ähm. Witzigerweise habe ich das nie so empfunden, als dass ich jetzt nicht mehr zurück kann, sondern als dass ich einfach jetzt diesen neuen Weg nach vorne gehen muss. Ähm, das erste war tatsächlich dieser Wechsel von der Astronomie in die Wirtschaft. Ich habe ja in Deutschland studiert, ich habe in Kaiserslautern, in Heidelberg, war in Heidelberger Max Planck Institut und wir haben einen neuen amerikanischen Direktor bekommen und der hat sehr viele Postdocs aus Amerika mitgebracht. Und ich war dann schon Ende der 20er, als ich die Doktorarbeit gemacht habe. Und dann kamen plötzlich Kollegen, die waren 24, hat eine Publikationsliste von 20 Publikationen, waren Postdoc, und ich habe einfach gemerkt, die sind zumindest im wissenschaftlichen Lebenslauf fünf Jahre jünger als ich. Ich habe in der Zeit andere Dinge getan, die die nicht gemacht haben. Also ich sage jetzt mal in puncto Lebenserfahrung war ich eine ganz andere Kategorie. Ich habe einfach gemerkt, hier werde ich nicht mehr konkurrenzfähig sein und habe dann eben mich entschlossen, nach der Promotion aus der Wissenschaft rauszugehen in die Industrie und habe auch festgestellt, dass die die Kommunikation für mich ganz wichtig ist und habe eben das dann genutzt, um dann in der Industrie, mit der Ausbildung, mit dem, mit dem Wissen, mit der IT, die ich da auch gelernt habe, eben dort weiter zu arbeiten. Das war so eines der Schlüsselmomente in, sage ich mal, der erste Umbruch und der zweite Umbruch. Das war jetzt eben, bevor ich in die Selbstständigkeit gegangen bin. In so einer Firma ist ein Netzwerk sehr entscheidend, also mit wem man zu tun hat, wer wer einen unterstützt, wer wer, wer mit wem man kommuniziert, mit wem man weiß, da kann ich und da kann ich nicht. Und da hat es sich sehr viel verändert. Und ich war plötzlich auch an so einer Situation, wo ich gemerkt habe Hm, das Netzwerk, das Wohlfühlen in der Situation, in der ich bin, ähm, das passt nicht mehr und ich will was anderes machen. Und das war eben auch so eine Situation, wo ich dann gesagt habe okay.

 

Ähm.

 

Schau dich um, überlege, was du machen kannst und habe dann eben einmal alles zusammengezählt, was ich denke an Fähigkeiten zu haben und habe eben dann auch mal getestet, mit Winzern gesprochen. Könnte so was funktionieren, auch mit anderen, die schon im Weinbau beratend sind und habe dann gesagt okay, jetzt mache ich diesen Schritt und das ist mit Mitte 50 auch nicht so ganz und gewagt. Das ist ein interessanter Zeitpunkt, das zu machen. Andere haben sich in der Zeit vielleicht einen Porsche gekauft oder haben das Golfspielen angefangen. Ich mache mich jetzt selbstständig und will mit meinem Wissen Winzern helfen.

 

Sehr, sehr schön. Das ist ja für viele, glaube ich, so ein Moment, wenn viele Umstrukturierungsmaßnahmen in so einem großen Konzern sind, dass man sich diese Frage einfach auch stellen muss. Du hast.

 

Dich noch.

 

Hier rein. Ist das noch die Firma, in der ich arbeiten möchte?

 

Ja, es ist.

 

Einfach, glaube ich, die Frage. Nimmt man sein Schicksal selber in die Hand oder. Oder lässt man das Schicksal über sich entscheiden? Und ich habe in dem Fall einfach das Gefühl gehabt, ich ich steuere das lieber von mir aus und und es muss natürlich schon einiges zusammenpassen. Und ich ich habe geguckt, dass ich es passend machen kann.

 

Ja, und das ist jetzt eine Möglichkeit, sich selbstständig zu machen. Es könnte aber auch sein, man bewirbt sich bei einer anderen Firma, von der man meint, da passt man besser rein. So hat man ja verschiedene Optionen.

 

Genau.

 

Ja, aber diese Fähigkeit, sich vorzustellen, wie was Neues wirklich trägt und wo man sich drauf zubewegt, die eigenen Kompetenzen zu hinterfragen und zu nutzen, Das scheinen dann deine Mittel gewesen zu sein, dass die Veränderung gelingen konnte.

 

Gut, ich meine, das war jetzt auch nicht ganz der Sprung ins kalte Wasser. Ich habe da natürlich mir schon auch vorher ein bisschen die die Ohren gespitzt und schon mal mich umgeschaut, wo könnte ich mich da hinbewegen? Das war bei der ersten Entscheidung weg von der von der Wissenschaft in die Industrie. So, da habe ich schon bei einigen Firmen mal reingeschaut und mal mit mit Menschen gesprochen, ob die Sache mal einen Physiker und Astronom brauchen können, was man da machen könnte. Da habe ich mich schon umgeschaut. Das war auch nicht nur bei der Firma, wo ich gelandet bin, sondern wirklich bei verschiedenen anderen. Und jetzt auch bevor ich in die Beratung bin, habe ich schon mich einige Jahre vorher mit dem Weinbau beschäftigt. Also dadurch, dass ich ein Nebenerwerbswinzer bin, war ich im Thema drin. Ich war ja auch schon Aufsichtsrat in der Genossenschaft. Da habe ich schon ein bisschen sehen können, worauf ich mich hinbewege. Das macht die Entscheidung dann stabiler. Dann kann man schon mal absehen, worauf man sich einlässt. Und ganz ins kalte Wasser bin ich jetzt nicht gesprungen. Aber ja, ich hatte schon mal jedenfalls keine Schwimmärmelchen mehr an.

 

Ja, und das klingt so für mich. Ähm, das ist wirklich wichtig. Ist, eine Weile parallel Dinge zu tun, auszuprobieren, sich umzuschauen. Man hätte ja, Du hättest auch eine Spontanaktion machen können. Aber hier gefällt es mir nicht mehr. Ich kündige. Ich weiß noch nicht, was kommt, aber Hauptsache weg. Das.

 

Dazu bin ich.

 

Jetzt nicht der Typ. Das würde ich jetzt definitiv nicht machen. Ähm. Mich fragen viele, ob ich aus dem Kopf oder aus dem Bauch heraus entscheide oder vom Herzen her. Ich würde mal sagen, es ist immer eine Kombination. Also ich ich mein Ding ist, dass ich oft in die Sauna gehen, in der Sauna so ein bisschen, ähm, meine Gedanken spielen lasse. Ich weiß nicht, warum es die Sauna ist, aber tatsächlich komme ich oft aus der Sauna raus und habe neue Ideen, die dann so ein bisschen wirken müssen, die einfach dann vom Kopf her durchdacht werden. Dann geht es mal in den Bauch. Wie fühle ich mich denn damit? Und dann eben auch, sage ich mal Bauch, Herz. Das ist jetzt dann eben wie, wie ist, wie ist das emotionale Verhältnis dazu? Und das, wenn das einigermaßen stimmt und im Kopf ein Plan da ist, dann denke ich, ist der Schritt kein kein unsicherer Schritt mehr, sondern dann ist es eher die Freude und die Spannung auf was Neues.

 

Hm, sehr schön. Das hast du toll beschrieben. Danke. Und ich würde das noch mal so mit meinem Blick sagen wollen. Das dass es so etwas braucht, wo du neue Ideen findest. Für dich ist das die Sauna, für andere ist es vielleicht segeln gehen oder spazieren gehen was auch immer. Also meistens hat es ein bisschen was mit Körperlichkeit und Natur zu tun. Ähm, das ist sicherlich sehr unterschiedlich. Also sich in einen Ort zu begeben, wo man weiß, hier kann ich Neues generieren, kann sich Zeit lassen. Ja, das Verarbeiten, das Verdauen und dann das Vertrauen haben. Daraus wird was Neues, Gutes entstehen.

 

Ja, ja.

 

Würde ich so bestätigen. Ja.

 

So als Mittelwege, wie Veränderung gestaltet werden kann, denn das ist ja das Thema dieses Podcasts.

 

Genau.

 

Also ich bin kein Freund von Hauruckaktionen. Manchmal muss man eine schnelle Entscheidung treffen und dazu ist es ganz gut vorbereitet zu sein und einfach schon mal im Vorhinein sich Gedanken gemacht zu haben Was könnte denn passieren? Jetzt bin ich halt so ein Typ Planer, der eben auch mal verschiedene Szenarien durchdenkt. Und wenn dann irgendwas passiert, in aller Regel auch schon mal irgendwo eine Ahnung hat, welche Richtung jetzt Sinn machen würde. Meistens plane ich eher zu viel. Die meisten der Pläne braucht man ja nachher nicht. Aber so eben dieses dieses Vorbereiten, aufbereiten, um dann eine Entscheidung zu treffen, um dann auch in einer Veränderung sich wohlfühlen zu können.

 

Das Ja. Und da ist es auch. Genau wie du gesagt hast. Der Winzer muss herausfinden, was ihn echt macht, ihn mit seinen Weinen ja echt sein lässt. Und so ist es auch für jeden Menschen mit Veränderungsprozessen. Für dich ist das der Weg und für jemand anderen ist es vielleicht diese kurze, spontane Entscheidung und dann danach findet ein Prozess statt. Beides ist richtig.

 

Was aber in beiden Fällen glaube ich, ein ganz entscheidender Punkt ist, ist die Zeit, die es braucht. Und die, die die Muße oder die die Kapazität, die man sich dafür nehmen muss. Und das ist etwas, was ich jetzt gerade bei den Weinbau betrieben feststelle, dass die in einer, in einem extremen Hamsterrad, in einer extremen Drucksituation sind, so viele Dinge auf einmal tun zu müssen, dass diese Muße, diese, diese, dieses Wie fühle ich mich denn damit? Zum Teil gar nicht mehr richtig greifen kann. Die sind so unter Entscheidungsdruck, unter Zeitdruck, dass sie zum Teil einfach gar nicht mehr merken, wie wie sie sich jetzt vielleicht mal an eine neue Situation gewöhnen könnten. Die Situation kommt dann oft plötzlich und man muss dann reagieren. Aber ich halte eben das das Reagieren für die zweitbeste Variante. Also das Agieren finde ich dann schon ein Stück weit besser.

 

Ja und? Und das ist jetzt wirklich universell für alle Bereiche, für alle Unternehmensformen. Ob ich auch jetzt Arbeitnehmer in bin oder Unternehmerin, das ist völlig egal. Wenn man im Tagesgeschäft im Hamsterrad versinkt und einfach nur noch am Managen ist.

Mhm.

Mikromanagen Am schlimmsten noch, dann fällt genau das weg. Und das ist die große Gefahr. Das glaube ich, betrifft sehr, sehr viele Menschen.

Ja, und dann geht als Erstes das Echte verloren.

Genau dann geht das Echte verloren. Und die Empfehlung ist an der Stelle, wenn man das Gefühl hat, jetzt habe ich überhaupt keine Zeit. Genau das ist der richtige Moment.

Dann merke ich mir für meine Herren.

Weil das sind ja so innere Stimmen im Kopf, die da ablaufen. Ach, jetzt habe ich überhaupt keine Zeit, Jetzt muss ich noch diesen Ich muss noch das. Und wenn ich innerlich drei Sachen aufzählte, die ich noch muss, dann muss ich eine Pause machen. Mhm. Genau Dafür Zeit nehmen, dass ich wieder ins Spüren komme, damit ich echt sein kann. Aber es ist nicht einfach.

Das ist ein guter Punkt. Merke ich mir.

Schön.

Ja, herzlichen Dank, Michael. Das war ein sehr informatives, inspirierendes Gespräch mit dir. Ich habe schön.

Gute Frage gestellt.

Und ich freue mich, wenn wir uns auch mal irgendwo in der Pfalz treffen. Auf ein Gläschen Wein, dass wir zusammen anstoßen können.

Genau. Vielleicht ist es ja eine Scheurebe.

Oder ein Scheu-pirincha

Wäre schön. Würde mich freuen.

Danke. Tschüss.

Veränderungen entschlüsseln für mehr Erfolg und Gesundheit Lenz 4 Business Der Podcast für Menschen und Organisationen von und mit Maike Lenz-Scheele.