Corona ist ein Marathon – das haben Politiker uns schon früh gesagt. Trotzdem würden wir uns natürlich mal wünschen, endlich im Ziel zu sein. Stattdessen wird der Lockdown immer weiter verlängert. Durchhalten, immer weiter machen – das ist das Motto. Das uns aber auch müde macht. In diesem Artikel geht es darum, wie wir damit konstruktiv umgehen können und immer wieder einen Weg heraus finden.
Warum scheinbar endlose Prozesse – wie wir sie jetzt bei Corona erleben – so problematisch für viele von uns sind
Wir haben ein inneres Zeitgefühl, auf dass sich unser ganzes System einstellt. Unsere Erwartung, Hoffnung und Wünsche, wie es dann sein wird, werden immer wieder enttäuscht. Viele fühlen sich dann im wahrsten Sinne „getäuscht“, verletzt und hintergangen. Da gilt es mal ganz nüchtern abzugleichen wie realistisch waren meine Erwartungen und zu schauen wie mir ein gutes Enttäuschungsmanagement gelingt. Durch die extreme Situation, des langen Lockdowns, werden wir auf alte Muster und Gewohnheiten zurückgeworfen und auf eine Art und Weise mit uns selbst konfrontiert, die nicht immer angenehm ist.
Manche erleben sich vielleicht als hilfloses und ausgeliefertes Opfer, dass den Einschränkungen durch den Lockdown ausgesetzt ist. Als Reaktion kämpfen sie entweder dagegen an oder werden ganz passiv, weil sie meinen nichts ändern zu können. Beide Formen sind anstrengend und ermüdend.
Zu einem guten Enttäuschungsmanagement gehören Akzeptanz und Geduld, was beides endliche Ressourcen sind. Außerdem sind auch unsere Anpassungsfähigkeit und Flexibilität gefragt und vielleicht ist dies nicht immer die bekannteste Ressource.
Es gilt ganz pragmatisch anzuerkennen, dass es nicht in unserer Macht liegt die Dinge zu ändern. Diese Machtlosigkeit schenkt dem einen inneren Frieden und wird vom andere als Problem erlebt.
Ein erster Tipp, damit man auf dieser langen Strecke des Lockdowns nicht müde wird
Erstmal akzeptieren, dass man müde ist. Das ist völlig in Ordnung und es wäre eher komisch, wenn es nicht so wäre. Ein kurzes Jammern wäre auch durchaus noch angemessen u n d DANN sich wieder auf die eigene Kraft besinnen und sich fragen was man selbst tun kann, um in die Wachheit zu kommen. Wenn ich an der äußeren Situation nichts verändern kann, ist es gut meine Aufmerksamkeit auf das zu richten, worauf ich Einfluss habe, nämlich auf mich und meinen Umgang mit der Situation.
Man könnte zum Beispiel den eigenen Körper spüren, sich vorzustellen wie sich der Körper zwischen Fußsohlen und Kopf ausbreitet, der Atmung Raum geben und den Blick weiten und öffnen. Den Blick in die Ferne schweifen lassen und sich gleichzeitig selbst spüren, wie man hier und jetzt sitzt oder steht.
Diese Fokussierung auf den eigenen Körper und von dort aus zur Umgebung, macht einen Unterschied, WIE man eine Situation erlebt.
Auf dieser langen Strecke bleiben viele Dinge wortwörtlich auf der Strecke, die uns lieb sind. Wie wichtig ist es, uns da "neue" Gewohnheiten anzueignen?
Es müssen nicht unbedingt neue Gewohnheiten sein, manchmal entdeckt man auch alte Dinge wieder, wie das Puzzeln oder stricken, was man länger nicht gemacht hat, weil immer soviel los war.
Wichtig ist es Routinen zu entwickeln, die einem Halt und Orientierung im Alltag geben. Die Regelmäßigkeit ist wichtiger, wie das WAS ich tue.
Wie wichtig ist das Umfeld dabei, dass ich in dieser Endlosschleife nicht müde werde?
Wir stehen immer in Resonanz mit unserem Umfeld, das Herunterziehen oder Aufbauen kann. Von Menschen, die eher Schwarzseher sind, notorisch jammern und Energiesaugern, sollte man sich Fernhalten. Es ist wichtig bewusst zu entscheiden mit wem man seine Zeit verbringen möchte, egal ob am Telefon oder bei Spaziergängen.
Die Zeit im Lockdown ist eine gute Gelegenheit mal genau hinzuschauen, wie das eigene soziale Umfeld aussieht. Es ist weise sich mit Menschen zu umgeben die einen aufbauen, unterstützen, zum Lachen bringen. Menschen, mit denen man gerne Zeit verbringt und sich hinterher bereichert fühlt und mit einem Lächeln an die Begegnung zurückdenkt.
Wie man - trotz vieler Unsicherheiten und Einschnitte - weiter motiviert durch diesen Marathon kommt
Es kann hilfreich sein sich jetzt mit dem zu beschäftigen, was sonst zu kurz kommt.
- Sich ehrlich fragen, was ist das?
- Was kommt in meinem Leben zu kurz?
- Was gibt mir Kraft und Energie?
- Welche Dinge habe ich weggeschoben, denen ich jetzt Zeit widmen möchte?
- Was mag ich Neues entdecken, das mein Leben bereichert, das mir Freude macht?
Achtung Gefahr!!!
Hier könnte jetzt eine wohlmeinende Stimme sagen: du solltest dich jetzt mit deiner Steuer beschäftigen, du solltest den Keller aufräumen, du solltest….
Alles was mit „Du solltest,…“ beginnt, ist nichts was an dieser Stelle zu den Optionen gehört. Bitte etwas wählen das Spaß, Energie und Leichtigkeit schenkt.
Perspektivwechsel ist angesagt
Den Blick auf das Richten, was geht.
Es ist viel mehr möglich, als wir erkennen können, wenn wir in dem Frustationstunnel feststecken. Wer darin gefangen ist, kann dies wie eine Rennstrecke erleben in der man immer die gleiche Route fährt und keine Abzweigung findet.
Also, erstmal bemerken das man drinsteckt, dann heraustreten und sich selbst feiern, denn das ist ein Riesenschritt.
Anschließend den Blick auf das große Angebotsbüffet des Lebens lenken:
o Für den einen heißt das, Zeit mit sich selbst zu verbringen, mit Meditieren, Malen, Musik machen,…
o für den anderen bedeutet es, Videotelefonate mit alten Freunden zu führen,
o das Kochen oder die Wanderlust zu entdecken,
o eine neue Sprache lernen – vielleicht von dem Land, in das man nach den Einschränkungen hinreisen möchte.
o Planen, was man tun möchte – wenn es dann wieder möglich ist – und sich damit in die Zukunft beamen. Auf diese Art kann ich einen Anker in die Zukunft auswerfen und mich darauf zu bewegen. Das gibt Orientierung.